Oder: Summer in Scotland, Teil II.

Ich war die Tage wieder im Stadion und habe Fussball geschaut und natürlich war es super. Zu dieser Jahreszeit gibt es ja nicht viel Fussball, der mich interessiert (ich bin kein grosser Freund von Länderspielen); daher ist es immer wieder schön, wenn Mitte Juli die Qualifikation zur Europa League beginnt. Und da es Europapokal ist, ist es sogar mehr als ein Fussballspiel.

Ich finde nämlich, dass Europa League Qualifikation gelebte Völkerverständigung ist. Es sind so viele Vereine aus so vielen Ländern dabei, so dass man so viel Neues lernen kann. Im Juli Europa League schauen ist viel besser als im April Champions League. Wenn dann, im April, der FC Bayern zum x-ten Mal den Classico, oder wie auch immer das heisst, gegen Real Madrid spielt , dann lernt man ja nix mehr. Die Geschichte ist schon lang und man weiss alles schon und auch die Verständigung zwischen den Fans wird nicht besser – es wäre ja schon lustig, wenn die Bayernfans und Realfans plötzlich Fanfreundschaft schliessen. Nein, das sind alles Rivalen und es ist schon so viel passiert und etwas wirklich Neues kommt nicht mehr dazu.

Europa League ist so viel besser. Der FC Aberdeen spielt gegen RoPS Rovaniemi. Und ich habe viel gelernt. Aberdeen ist ja im Nordwesten Europas, nicht mehr viel kommt westlich davon, nicht viel kommt nördlich davon; nun aber lerne ich, dass da eben doch etwas kommt, nämlich dieses Team aus Finnland. Rovaniem Palloseura heisst der Verein mit vollem Namen. In der Stadionzeitschrift stand, dass der FC Aberdeen in seiner Europapokalgeschichte erst fünfmal nach Norden reisen musste und dass Rovaniemi der nördlichste Gegner und überhaupt der Erste aus Finnland ist. Vereine aus 34 Ländern gehören zu dieser Geschichte dazu. Ich habe auch noch gelernt, dass Rovianiemi die Hauptstadt Lapplands ist und das Stadion dort am Rande der Stadt liegt, ein paar Kilometer südlich vom Polarkreis. Von Rovaniemi sind es mit dem Zug acht Stunden nach Helsinki und nicht erst als ich dass las, sondern schon nach der Bekanntgabe der Auslosung musste ich an “Zugvögel – Einmal nach Inari” denken. Das ist ein Film aus dem Jahr 1997 in dem es um Hannes Weber geht, der zu dem 1. Internationalen Wettbewerb für Kursbuchleser in eben jenem Inari in Nordfinnland (nördlich von Rovaniemi, tatsächlich) reist. Jeder, der Zugfahren mag, und wer mag das nicht, muss diesen Film gesehen haben. Bei dem Wettbewerb geht es darum, sämtliche Kursbücher der europäischen Eisenbahnen auswendig zu lernen um dann die schnellsten Verbindungen aufsagen zu können. Es gibt in dem Film auch noch eine Krimigeschichte und eine Liebesgeschichte, beides überhaupt nicht unnötig. Ach ja, im Internet habe ich noch gelesen, dass RoPS Rovaniemi in den 2000ern an verschiedenen Wettskandalen beteiligt war.

Dafür dass es Mitte Juli ist und dies das erste Pflichtspiel des FC Aberdeen war, haben die echt guten Fussball gespielt. Am Ende “nur” 2:1 gewonnen, lange stand es 2:0 und es hätte noch viel mehr Tore geben können für Aberdeen, leider haben die Spieler aufgehört zu Spielen bevor der Schiedsrichter abpfiff, so gab es dann noch dieses blöde Auswärtstor. Ich hoffe, das es noch klappt mit der nächsten Runde; die möglichen Gegner kommen beide aus dem Südosten, von hier gesehen jedenfalls.

Ach ja, schade nur, dass die UEFA-Fahne falschrum hing. So viel zum Thema Respekt.

 

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