Es ist Sommer in Schottland und da Schottland in erheblichem Maße von Landwirtschaft geprägt ist, gibt es im Sommer eine wichtige Attraktion: die Landwirtschaftsshow; auf englisch farming show oder agricultural show. Wir waren bei der Show in Fettercairn; das ist ungefähr 45 Minuten südwestlich von Aberdeen. Es ist sehr schön dort; es ist hügelig, es gibt ein wenig Wald und auch eine kleine Whiskybrennerei mit einem Einhorn auf dem Logo (auf dem Photo ist aber kein Einhorn, sondern ein Scottish Highland Prachtexemplar).

Bei diesen farming shows zeigen die Landwirte, was sie so können; sie präsentieren ihre besten Tiere und ihre besten Produkte. Es gibt Jurys und es gibt Preise und ich bin mir sicher, dass dies für die Landwirte sehr wichtig ist. Es gibt sogar eine Menge Sendungen im Fernsehen, in denen über das Leben der Landwirte berichtet wird. Eine dieser Sendungen haben wir geschaut, 12 Folgen, jede eine Stunde, jede über einen der Monate im Jahr. 6 Landwirte werden gezeigt; was die so machen, was die so für Probleme haben. Einer von denen züchtet Büffel, einer der wenigen Betriebe in Schottland, die das machen; das Ganze bislang zur Produktion von Büffelfleisch. Das neue Projekt dieses Landwirts ist aber die Produktion von Büffelmozzarella, der erste Büffelmozzarella aus Schottland! Andere Landwirte machen weniger glamouröse Sachen, sie züchten halt einfach Schafe und Rinder oder sie produzieren Milch. Getreide und vergleichbares gibt es weniger, jedenfalls kam das in der Sendung nicht wirklich vor. Eine Supersendung aber, wirklich, dieses Jahr gibt es 12 neue Folgen, da freuen wir uns schon darauf. Eigentlich ist es ja bemerkenswert, dass es diese Sendung überhaupt gibt; ein erheblicher Teil der Einwohner in Schottland lebt ja ohnehin im ländlichen Umfeld und die wissen ja, was Landwirte so machen. Ist also eine Sendung für die Leute in den Städten. Ob es auch eine Sendung für die Leute auf dem Land über Leute in der Stadt gibt, weiss ich leider nicht.

Nun aber zu der farming show. Es gibt bei dieser Show neben den Tieren und den Preisen aber noch allerlei andere Highlights; vermutlich ebenfalls Dinge, die Landwirte wichtig finden: highland dance (nicht die Landwirte selbst tanzen, vermutlich deren Sohne und Töchter), tug o’war (Tauziehen, davon berichtete ich bereits in anderem Zusammenhang), die dog companion show (etwas mit Hunden), vintage vehicle parade (alte Autos und alte Traktoren), die sogenannten Ardblair Stones (eine weitere Art schottischen Gewichthebens) und, na klar, Traktorfussball. 

Beim Traktorfussball treten zwei Teams bestehend aus zwei Traktoren mit Fahrern gegeneinander an. Diese Traktoren fahren auf dem Spielfeld herum und schubsen einen grossen Ball durch die Gegend; das Ziel ist natürlich, Tore zu erzielen, in diesem Fall in dem dieser Ball zwischen zwei grosse Heuballen geschubst wird. Sehr interessant. Weder die Kontrolle des Traktors noch die des Balles ist einfach, vermutlich deswegen ist der Spaß so gross; auch besondere taktische Formationen habe ich nicht erkennen können. Interessant fand ich dass am Anfang quasi jeder Angriff ein Tor war, aber nur bis zum 1:1, nach ca. 20 Sekunden, danach war das Spiel ein wenig zerfahren, die verbleibenden 10 Minuten oder so. Endergebnis 2:1, ich habe vergessen, für wen.  

Nun zum Thema Tauziehen: es gibt eine neue Erkenntnis. Dieses mal hatte ich die Gelegenheit, dem Geschehen ganz nah zu kommen. Ich habe festgestellt, dass es auch beim Tauziehen  nicht viele taktische Finessen gibt, aber von ganz nah konnte ich sehen, dass die Sportler spezielle Schuhe anhaben, so Tauziehschuhe; den Eindruck hatte ich jedenfalls. Die sahen so aus wie sehr robuste Wanderschuhe, aber doch irgendwie anders. Ich habe dann recherchiert und, tatsächlich, es gibt diese Tauziehschuhe; zum Teil “von der Stange”; also tatsächlich sehr robuste Wanderschuhe, besonders beeindruckend fand ich aber die, die selbstgemacht sind: umfunktionierte Ski- oder Schlittschuhe; mit besonders verstärkter Sohle, es geht ja beim Tauziehen neben Kraft vor allem um Bodenhaftung.

Vermutlich braucht ein Landwirt auch einen oder mehrere Hunde, vermutlich hat aus diesem Grund die dog companion show relativ lange gedauert. Es gab jede Menge Hunde, die in jeder Menge Kategorien gegeneinander antreten und von einer Hunderichterin (ich bin nicht sicher ob das der offizielle Titel ist, es könnte aber sein) beurteilt wird. Ich kenne mich mit Hunden nicht so gut aus; was ich festellen konnte war dass es grosse und kleine, dicke und dünne, entspannte und hektische Hunde gab. Und natürlich jede Menge Gewinner.

Bleiben noch die Ardblair Stones. Hier kann ich leider nur Vermutungen anstellen was da passiert, da ich den Wettbewerb nicht verfolgen konnte. Es geht um 9 grosse Fässer und um 9 unterschiedlich schwere Steinkugeln, die schwerste ist 152kg schwer. Diese Steinkugeln muss man auf diese Fässer wuchten, vermutlich braucht man dafür viel Kraft und vermutlich es es für den Rücken nicht gut. 

So ist er, der Sommer in Schottland. Einfach immer wieder schön.

Summer in Scotland, Teil 1
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