Der zerstoerer ist so ziemlich das Gegenteil seines Namens, nämlich Metalfan und somit das friedfertigste Wesen auf der Welt. Auch sonst ist er ein sehr umgänglicher Typ, gemütlich, rücksichtsvoll und mit einer guten Prise Humor ausgestattet, die ihn sein Dasein als Glubbfan etwas leichter nehmen lässt; abgesehen davon neigt er stets zu differenzierten Ansichten. Voreiligkeit und Schnellschüsse sind in keinerlei Hinsicht sein Ding, auch auf physischer Ebene nicht, und dementsprechend lässt sich u.a. auch die Geschwindigkeit, in der er Nahrung zu sich nimmt, als eher schleppend bezeichnen. Nur stark zuckerhaltige Lebensmittel kann er wegputzen wie nix, und genau hier, beim Thema ‚Zucker‘, hört für ihn der Spaß auf, und genau hier, beim Thema ‚Zucker‘, macht er seinem Namen dann doch noch alle Ehre.

Dank des zerstoerers bin ich nun, nach dreieinhalb Tagen in seinem Schlepptau, fest gedrillt, meinen Zuckerkonsum auf die (von ihm) empfohlene Tagesdosis von 25 Gramm zu beschränken. Spezi gibt es nur noch an Feiertagen, gesüßter Tee ist Vergangenheit, mit Schokolade hab ich es eh nicht so, außer, wenn welche da ist. Prinzenrolle, Neapolitaner, Marzipankartoffeln, Duplo, Schaumzuckermäuse: Gestrichen. Was Süßes vom Bäcker: Im Herbst wieder. Baklava zum Nachtisch: Nur noch im Notfall.

Nur das frittierte Snickers, von dem ich schon seit Jahren träume, hätte ich gerne noch gegessen, damals, als ich noch die alte alteheide war, denn ich hatte gehört, in Hamburg gäb’s sowas. Jedoch blieb das Internet vage und irgendwie hat es zeitlich nicht so richtig gepasst. Höchstwahrscheinlich aber war es vor allem die Angst, der zerstoerer könnte mich recht dafür ausschimpfen, dass ich so einen Wahnsinn zu mir nehme, die mich von zielgerichteterer Action abhielt.

So litt ich still. Meistens. Wenn ich nicht anders konnte als das klebrig-heiße Eisen doch anzuschneiden war mir die Reisegruppe sowieso keine Hilfe. Sie schien sich eher auf des zerstoerers Seite zu schlagen! Um in dessen Gunst zu steigen, wollte der libero sogar ausrechnen, wie viele Würfelzucker in einem Stück herrlichen Shortbreads versteckt sind. Er wusste aber nicht, was so ein Würfelzucker wiegt. Ha!

Wieso ausgerechnet Zucker?, frage ich mich mit dem Abstand einiger Tage, wieso nicht Fisch? Den esse ich eh nicht, und der Oberliga-Titan und seine Dame hätten sich einiges an komplizierter Logistik erspart, wenn sie ihre Dorade erst gar nicht in die Marinade, sondern gleich in den Abfalleimer hineingelegt hätten. DAS, lieber zerstoerer, wäre die perfekte Gelegenheit dazu gewesen, jemandem etwas madig zu machen, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber nein, zur Dorade im Speziellen bzw. zu Fisch im Allgemeinen hörte man kein einziges auch nur ansatzweise negatives Wort von Seiner Durchlaucht. Blei, Quecksilber, Cadmium, Zinn – alles kein Thema. Nur der verdammte Zucker.

Aus Solidarität unter Schwermetallern, schätze ich.

 

Von Mäusen und Menschen (und einer Dorade)
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