Aus der Serie: Der Titan berichtet
Heute aus dem Estadio Alberto Gallardo

Sporting Cristal vers Binacional 3:1

Man stelle sich vor, die Euro steht in einer Woche an und es läuft noch der Spielbetrieb. Undenkbar in Deutschland. Doch hier in Peru fand der letzte Spieltag („Ultima fecha“) zwischen zwei Vorbereitungsspielen der Nationalmannschaft statt.

Am Mittwoch waren einige Akteure für die „Blancaroja“ gegen Costa Rica aktiv, am Freitag oder Samstag evtl. für ihren Club und Sonntag wieder Nationalteam gegen Kolumbien, bevor es dann nach Brasilien zur Copa America geht.

Am letzten Spieltag der Apertura (Vorrunde) der Liga Uno in Peru sollte es eigentlich zum Showdown in Lima kommen, wenn der Erste Binacional beim zweiten Sporting Cristal antritt.

Leider war vor diesem Spiel bereits die Entscheidung über Platz eins gefallen: Das Team aus der Nähe von Puno reiste mit sieben Punkten Vorsprung an. Dementsprechend gering war dann auch der Zuschauerzuspruch.

Das Alberto Gallardo liegt zwar nur zwei Stationen mit dem Metrobus hinter dem Centro von Lima, aber da beginnt schon eine Autobahn mit Auffahrtsstraßen. Irgendwie wurde zwischen Straßenkreuzungen und Brücken dieses ganz in himmelblau gestrichene Viereck reingezwängt. Das Umfeld des Stadions wirkt auch nicht sehr einladend, doch das hält die Fanartikel-Verkäufer nicht davon ab, ihre Ware auf dem staubigen Untergrund zwischen Fußweg und vielbefahrener Straße feilzubieten.

          

Eintrittskarten gibt’s im Netz, oder sie werden vor Ort gegen Ausweis und Cash mal schnell übers Handy eingegeben und von einem im Auto versteckten Drucker ausgespuckt. Man kommt nur mit einem personalisierten Ticket ins Stadion.

Außer mir waren ne knappe Stunde vor Spielbeginn die Sicherheitskräfte der Polizei und eifrige Clubmitarbeiter neben wenigen Fußballinteressierten anwesend. Der Stadionsprecher verlas in einem langsam akzentuieren Rhythmus zweimal nacheinander die Stadionordnung, wonach, wie bei St. Pauli, rassistische sexistische und homophobe oder gewaltverherrlichende Rufe sowie Alkohol, Drogen und Waffen verboten sind!!

Erst nach Spielbeginn füllte sich der Block der Ultras („Extremo celeste“) und die übrigen Ränge spärlich. Doch die Akustik in dem engen Ground war ausreichend, um die Dauergesänge laut zu vernehmen.

         

   

  

  

Und es ging flott los: Die Himmelblauen erzielten bereits nach wenigen Minuten durch einen wunderbar schnell über die rechte Seite herausgespielten Treffer das 1:0. Als dann die Gäste durch Gelb-Rot dezimiert wurden, war es im ersten Durchgang ein Spiel auf ein Tor, doch Sporting traf dieses nicht. Im Gegenteil, der abgeklärt wirkende Tabellenführer glich mit seinem einzigen Angriff mit dem Halbzeitpfiff aus.

In der Pause, in der es sehr ruhig war und die Ordnungshüter sich fast langweilten, konnte man sich am Imbisstand stärken, sofern man sich nicht vorher oder danach am Platz von den eifrigen Essensausträgern hat bedienen lassen.

   

Die zweite Halbzeit begann wie die erste mit einem schnellen Führungstor von Sporting, doch anders als in Halbzeit Eins legten sie diesmal nach und erzielten nach glänzender Vorarbeit des besten Spielers mit der Nr. 23, Cazulo, den dritten Treffer zum verdienten Sieg.

Sporting Cristal zeigte zum Abschluss der Apertura eine gute Leistung und wird hoffen, in der zweiten Runde, der Clausura, nach der Spielpause den ersten Platz zu belegen. Dann käme es zu einem Endspiel um die Meisterschaft.

Seltsamerweise würdigte niemand die gute Vorrunde, denn sowohl Spieler als auch Fans verließen schleunigst nach Abpfiff den Platz. Vielleicht dachten sie schon alle an das am nächsten Tag stattfindende Großereignis: Dem Länderspiel gegen Kolumbien? (Oder an die bange Frage, wie schnell komm ich bei den notorisch schlimmen Verkehrsverhältnissen in dieser Stadt nach Hause?)…

   

 

 

Ultima fecha
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