Aus der Serie: Der Titan berichtet… diesmal von noch weiter unten
Canterbury United vs. Waitakere United 2:1
Neuseeland, Premiership
ASB Football Park, 9. Dezember 2018
Bevor’s mit dem Camper in die Berge und an die West Coast ging, besuchten wir noch schnell ein Fußballspiel in Christchurch, der vom Erdbeben 2011 so gebeutelten Stadt.
Nach Australien kommt Neuseeland, weiter geht’s nicht runter – auch nicht im Fußball! Wobei das nicht das Niveau betrifft.
Ganz im Gegenteil: Das Spiel des Tabellensechsten gegen den Achten der neuseeländischen Premiership zeigte fußballerisch alles, was so ein Spiel ausmacht. Schnelle Szenenwechsel, gekonnte Kombinationen, Einsatz aller Akteure und Spannung bis zum Schluss.
Beide Teams versuchten von Beginn an das Spiel schnell zu machen und das Mittelfeld rasch zu überbrücken. Die Einheimischen im 4-3-2-1-System, die Gäste mit zwei Stürmern. Das Spiel war ausgeglichen und wirkte anfangs noch wie Billard oder Pinball, wobei die Gäste aus Auckland nach 20 Minuten schon zwei Abschlüsse (Pfosten und Parade des Goalies) zu verzeichnen hatten. Canterbury trug seine Angriffe meist über rechts durch die schnelle 21 vor, doch die Flanken auf die einzige Spitze (17) waren meist zu ungenau. In der 22. Minute war es soweit: Der quirlige 20er der Gäste dribbelte in den Strafraum, sein Schuss wurde pariert, doch der zweite Stürmer war zur Stelle und schob zur Führung für Waitakere ein.
Jetzt wurden die Angriffe von Canterbury zielstrebiger; sie verzeichneten zwei gute Chancen. Die Stimmung auf dem Steve Summer Stand stieg nach einem weiteren guten Konter, und endlich konnten auch die Heimischen jubeln. Der nimmermüde 17er spielte sich technisch gekonnt gut durch, passte zum ebenfalls ständig angreifenden Captain mit der 6, dieser konnte in die Box eindringen und aus halblinks zum 1:1-Pausenstand abschließen.
Nach dem Seitenwechsel wurde es richtig klasse, und die Szenen wechselten von einer Seite zur anderen. Canterbury verstärkte den Druck vor allem durch die zunehmend spielbestimmende Nummer 10, doch ein Tor wollte trotz guter Möglichkeiten nicht gelingen. Die Gäste blieben auch weiterhin vor allem durch den schnellen 11er gefährlich und hatten in der 65. Minute die ganz große Chance zur Führung: Doch der glänzend aufgelegte Torwart von Canterbury hielt den Strafstoß und seine Mannschaft im Spiel. Die Gäste ließen nicht locker und kamen zu weiteren Torchancen, die sie leichtfertig verdaddelten oder vom hervorragenden Goalie vereitelt wurden. Da auch die Heimelf weiterhin alles nach vorne warf, war die Frage: Wem gelingt der lucky punch?
In der 82. Minute wechselte der deutsche Trainer Willy Gerdsen die Nr. 18 für den 17-jährigen Shootingstar, der ein tolles Spiel machte, ein. Und kaum drei Minuten später erzielte jener 18er nach glänzender Vorarbeit der starken Nr. 10 das Siegtor für Canterbury United.
Ein wirklich sehr unterhaltsames Spiel auf gutem Niveau, das vor nur etwa 450 Zuschauern im English Park im Wohnviertel St. Alban auf Kunstrasen stattfand. (Der Ground erinnert mit seiner einzigen Tribüne ein wenig an BU)
Und zum Schluss gab’s noch gute Tipps für unsere Weiterreise von Willy Gerdsen, der seit 17 Jahren hier lebt und der den St. Pauli-Aufkleber gerne annahm, der alte Hamburger!
So groß war unsere Tribüne beim VFL Rheinbach in der Landesliga auch :-)
Interessanter Bericht.
Ich denke aber mal, dass Neuseelands Stärken eher im Rugby als im Fußball liegen.
Beste Grüße vom Präse!