Der Bayerische Toto-Pokal kreuzt in Waldram auf. Der BCF Wolfratshausen aus der Bayernliga Süd spielt gegen den Drittligisten und ehemaligen Meistermacher aus Unterhaching.

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Da die Tartanbahn im Isar-Loisach-Stadion noch im Bau ist, wurde die Partie ins benachbarte Waldram verlegt. Ein sehr geschichtsträchtiger Ort, benannt nach einem ehemaligen Abt des Klosters Benediktbeuern. Errichtet wurde das einstige Lager Föhrenwald als Behausung für Arbeiter der Geretsrieder Munitionswerke.

Nach der Befreiung wurden KZ-Überlebende, sogenannte DP´s (Displaced Persons) in vielen Lagern untergebracht, so auch hier in Föhrenwald. Bis in die frühen Fünfziger Jahre diente es diesem Zweck. Dann kam die Kirche und kaufte für ein Appel und ein Ei das Lager, nannte es fortan Waldram und überließ die Häuser nach und nach kinderreichen Familien.

Auch mein Opa – selig – war dabei. Mit ihm Frau und bis dahin fünf Kinder. Zwei weitere sollten noch das Licht Waldrams erblicken. Was könnte ich noch alles über diesen Ort schreiben?

Beispielsweise, dass der erste Sportverein hier Makabi Ferenwald hieß. Im Holocaust Memorial Museum in Washington ist zu erfahren: „In den DP-Lagern gab es 80 jüdische Fußballmannschaften, die seit 1947 in zwei Ligen spielten. Maccabi Föhrenwald spielte in der Südliga (jiddisch: Dorem-Lige) und konnte in der ersten Saison den vierten Platz erringen.“

So erfolgreich ist Waldram allerdings nicht mehr. Heute sahen sie eben – und zwar absolut stressfrei – zu, wie der Nachbar den eigenen Ground besiedelte.

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Als ich den Platz betrat und  meinem „Stammplatz“ – dem Basketballplatz – zusteuerte, fiel mir ein Gesicht auf. Das ist doch Christian „the goat“ Scarface (Eigenkreation), Spieler der einst so farblosen wie rekordträchtigen Bayernmannschaft. Jetzt Trainer der Hachinger und im Angesicht des Erfolges ebenso freudestrahlend wie es der durchschnittliche Bayern-Fan nach einem Heimsieg der Umwelt kundtut. Ja, so sehen Sieger aus.

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Es sei dazu gesagt, da stand es erst 4 zu 0 für die Drittligamannschaft und immerhin schon 80 Minuten waren ins Land gezogen. Doch zweimal durfte er sich noch zeigen, der Jubel der Gäste. Gott sei es gedankt, dass es nicht zu einer Verlängerung kam. Weil Flutlichtanlage eher Fehlanzeige.

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Dem BCF sei hier nur noch der aufmunternde Spruch gesagt: “ Na, außer ein paar Bekannten habt ihr hier aber nicht viel getroffen.“ Schön war es trotzdem und auch hier habe ich gelernt, dass es im Großen wie im Kleinen immer die gleichen Kleingeister gibt. Ob es die beiden Prols sind, die in den neunzig Minuten geschätzte zwei Liter Rotz und Speichel auf dem Tartan verlieren. Ob es die beiden Münchner Schicksen sind, die dank ihrer Brauereipferdlärsche kombiniert mit Pfennigabsätzen ein wunderschönes Lochmuster in die frisch gelegte Laufbahn prägen. Oder der kleine schwarze Junge von nebenan, der einen auf Clayton Bigsby macht.

Scarface im Föhrenwald

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