Aus der Serie: Der Titan berichtet…

Zweiter Teil der Santiago-Trilogie

13.2.19 Qualifikation Copa Libertadores
Universidad de Chile – FBC Melgar (Peru) 0:0

„La U“, wie der beliebte mehrfache chilenische Meister Universidad de Chile gerne genannt und angefeuert wird, hatte beim Rückspiel gegen den peruanischen Verein FBC Melgar aus Arequipa die Chance, die 0:1-Hinspielniederlage wettzumachen und sich für die nächste Runde des Copa Libertadores zu qualifizieren. Groß waren die Erwartungen in der Bevölkerung und dementsprechend zahlreich der Besuch: Fast 50.000 „Affacionados“ kamen in Trikots gekleidet zum Spiel in das Estadio Nacional de Chile.

        

  

Dieser Ort weckt leider düstere Erinnerungen an die ersten Monate nach dem Militärputsch 1973 durch Pinochet.

Über 40000 Menschen wurden aus verschiedenen Gründen darin interniert, gefoltert oder umgebracht. Auf Initiative der liberalen Präsidentin Bachelet wurde das 1938 erbaute Stadion im Jahre 2009, zwanzig Jahre nach Ende der unsäglichen Pinochet-Diktatur, in eine Gedenkstätte umgewandelt. Dem Besucher von Fußballspielen erschließt sich diese nicht unmittelbar. Nur ein Schild vor dem Stadion, eine kleine Hinweistafel auf dem Weg zur Gegengerade und Reste einer Holztribüne in der Nordkurve geben einen Hinweis. Da muss man dann auch mal selbst kleine Spuren hinterlassen!

  

     

Zum Spiel selbst: Vorweg, es erreichte kaum Zweitliganiveau und wie es halt so ist, wenn das favorisierte Heimteam, angefeuert und besungen von den nimmermüden Fans, mit aller Macht die zwei Tore erzielen will, verkrampft es und der Gegner kommt durch besser angelegte Angriffe zu guten Chancen. Nur der Aufmerksamkeit des linken Verteidigers mit der 6 hat es „La U“ zu verdanken, nicht in Rückstand zu geraten. Nach dem Seitenwechsel stand die Sonne und der Gegner noch tiefer und trotz der weiterhin lautstarken Gesänge und eines durch Platzverweis dezimierten Gastmannschaft erzeugte Universidad keine Torgefahr. Im Gegenteil: Die tapfer und diszipliniert spielenden Peruaner hatten immer wieder sehr gute Konterchancen. Gegen Ende wurde es dann so, wie man es manchmal von südamerikanischen Mannschaften kennt: Es wird verzögert, ständig bilden sich Rudel, Verletzungen werden ausgenutzt. Selbst 6 Minuten Nachspielzeit halfen nichts, das eine Tor zum Erreichen des Penaltyschießens wollte für La U nicht fallen. Trotz der Enttäuschung wurde die Mannschaft nicht ausgepfiffen, sondern vorbildlich mit Gesängen verabschiedet.

     

  

  

Zurück blieb ein leeres Stadion, das man auch an Nichtspieltagen besuchen sollte, denn „Ein Volk ohne Erinnerung ist ein Volk ohne Zukunft“.

 

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Nachtrag zum ersten Teil: Überaschenderweise hat Palestino Santiago tags zuvor durch einen Sieg im Elfmeterschießen nach dem 1:1 in Medellin die nächste Runde in der Copa erreicht!!

 

 

Estadio Nacional memoria

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