Aus der Serie: Der Titan berichtet…
Heute aus dem Gran Parque Central

 

Das Stadion Gran Parque Central von Nacional Montevideo liegt mitten in einem Stadtviertel von eher kleineren Häusern und überragt durch seinen Um- und Aufbau die ganze Wohngegend. Das war nicht immer so, denn als Spielstätte und Austragungsort des ersten Spiels der ersten Copa war es einige Etagen niedriger.

Aber man will ja nicht kleckern, wenn schon der große Rivale um die Vorherrschaft im uruguayischen Fußball Peñarol erst vor kurzem seinen neuen Prachtbau 16 km außerhalb der Stadt bezogen hat. Da darf „Tricolor“ nicht hinten anstehen, sondern muss Potenzial präsentieren. Das alles geht natürlich nur mit zahlkräftigen Sponsoren. Und damit die zur ihrem Recht und zur Geltung kommen, wird ihnen über beide Seiten der Geraden je ein Logenklotz mit siebenstöckiger Fensterfassade gebaut. Was da über dem gemeinen Fußvolk prangt: erdrückend!

Welch ein Kontrast zum bescheidenen Stadion des aktuellen Tabellenführer Fenix. Aber die beiden Schwergewichte spielen ja seit Jahrzehnten die Meisterschaft unter sich aus und müssen ihr Land regelmäßig international präsentieren. Kein Wunder, wenn die Schere zu den kleinen immer größer wird.

Aber noch ist es v.a. auch die Schwäche von Nacional auf dem Platz, dass man im hinteren Drittel der Tabelle hängt. So bot sich uns ein direkter Vergleich mit dem tags zuvor eindrucksvoll spielenden und siegenden lila-weißen vom Parque Capurro. (Wir berichteten).

Zu Gast im hinter den Kulissen noch im Rohbau befindlichen Parque Central war mal kein Team aus der Stadt, sondern Plaza aus der Weltkulturerbestadt Colonia del Sacramento am Rio de la Plata. Und irgendwie hatten die von ganz wenig treuen Fans begleiteten Grün-Weißen sehr viel Respekt vor dem großen Namen. Jedenfalls trauten sie sich sehr wenig nach vorne zu und hofften auf die zum Teil erschreckende Abschlussschwäche von Nacional. Mit ihren beiden Schwergewichten im Sturm, die technisch einige Kabinettsstückchen draufhatten, wirkte Tricolor sehr behäbig und nicht so elegant leichtfüßig wie Fenix mit seinen Leichtgewichten. Dennoch war klar, wer hier das Feld als Sieger verlässt, alles andere käme an diesem Tag einer Majestätsbeleidigung gleich. Plaza ergab sich in der zweiten Halbzeit dem Dauerdruck und kassierte nach dem 0:1-Rückstand noch zwei weitere Tore.

     

        

Einige verließen danach ihren Platz und eilten zum Ausgang, um dem nach Schlusspfiff angekündigten Ausharren am Treppenabgang zu entgehen. Die stolze Nacionalseele konnte zufrieden nach Hause gehen.

Schön, dass wenigstens das Umfeld des Stadions noch den Hauch von echtem Fußballfantum versprüht.

   

  

 

 

„Mia san Mia“ in Montevideo
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