Aus der Serie: Der Titan berichtet…
Heute aus Colonia del Sacramento

 

Plaza Colonia vs Fenix Montevideo 2:2
Primera Division, Uruguay

Eine einmalige Gelegenheit bot sich uns während des Aufenthalts in der sehr schönen Kolonialstadt Colonia del Sacramento: Der ortsansässige Verein Plaza Colonia, einer der drei nicht aus der Capitale stammenden Vereine, hatte ein Heimspiel gegen den Spitzenreiter Fenix Montevideo, den wir ja auch schon beobachten durften. Gespielt wurde im Parque Juan Gaspar Prandi und nicht im weitläufigen Campus Professor Alberto Suppici, wo letztes Jahr die U17 FIFA WM der Frauen stattfand. Der Empfang und das Umfeld waren mehr als familiär. Man bekam einen Torta frita, einen ausgezogenen Krapfen, von den Eltern der Jugend-Abteilung zum Probieren in die Hand gedrückt. Später sah man dann Schülerspieler diese an der heimischen Gegengerade verteilen.

Da wir sehr rechtzeitig in dem von Bäumen und von einzeln stehenden Tribünen umringten Ground waren, konnte man sich ein Schattenplätzchen unter dem kleinen Dach der Gegengerade aussuchen.

      

   

Auf der Gegenseite waren schon zahlreiche Fenixanhänger im Schatten der Bäume auszumachen. Beim näheren Hinsehen entpuppte sich der Großteil als Familienausflug aufs Land.

Wie überhaupt die ganze Atmosphäre drum herum sich eher als sonntägliches Vereinsmitgliedertreffen bei bestem Herbstwetter darstellte. Denn was nützen die nett und einfallsreich gestalteten Banner am Zaun, wenn dahinter keine akustisch vernehmbaren und für laute Unterstützung sorgenden Fans sind. Außer den paar „Pocos pero locos“-Jugendlichen im Fenixblock. Oder dachte sich die brave Plazagemeinde mit dem Hinweis auf den „Riesen“: Wenn die Sonne tief steht, werfen auch Zwerge Riesenschatten?

Ist ja eigentlich auch egal, man fühlte sich wohl hier und wurde stets freundlich angesprochen. Und es war echt Klasse mitanzusehen, wie die Kiebitze am Zaun standen oder saßen und mit dem Dargebotenen mitfieberten.

         

Zum Spiel ein Satz aus der montäglichen Sportzeitung: „En in polémico y atractivo partido….el lider logró salvar un punto“ – korrekt zusammengefasst, denn dem besten Spieler von Fenix, Leonardo Fernandez, der uns schon beim letzten Spiel sehr gut gefiel, gelang es, mit einen umstrittenem Handelfmeter einen Punkt gegen Plaza zu retten, in einem spannenden, mit vielen gelben Karten versehenen Spiel.

Auf der Seite der Grün-Weißen stand der ebenfalls im zentralen Mittelfeld agierende Facundo Waller seinem Widerpart von Fenix in nichts nach. Er war es auch, der mit einem herrlichen Freistoß den Ausgleich für Plaza erzielte, nachdem Fenix nach einer von Fernando präzise getretenen Ecke per Kopfball in Führung gegangen war.

   

Nach dem Wechsel offenbarte der Tabellenführer seine Schwächen in der Abwehr und so kam Colonia nach einer unbedrängten Einzelleistung mit einem Schuss zur Führung. Dann die Szene, die selbst die bis dato zurückhaltenden Anhänger der Einheimischen in Wallung brachte und die Spieler den Schiri heftig umringen ließ: Ein vermeintliches Handspiel vor den Augen der Zaungäste. Da kochte selbst die mit Mate und Gras ruhiggestellte uruguayische Seele…

  

Letztendlich ein gerechtes Unentschieden, mit dem beide leben können: Fenix, das heute im Sturm nicht ganz so effektiv war, weil sie vor Peñarol bleiben. Und Colonia, weil sie nicht wie vor einer Woche bei Nacional wie ängstliche Zwerge auftraten. Lags an den inzwischen riesigen Schatten?

 

Vier Spiele in 16 Tagen in diesem wirklich fußballverrückten Land machten uns deutlich: Es geht doch – Fußball auf höchstem Niveau und ein entspannter, familiärer, volksnaher Rahmen.

Muchas Gracias Uruguay y buen suerte!!

 

 

Beim „Riesen im Landesinneren“
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