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Ein Mensch ertrinkt, und alle schauen zu. Dabei ist das noch nicht einmal der Olympiasee, sondern die Schwimmhalle des Anton-Fingerle-Bildungszentrums in München-Giesing. Das kann doch nicht sein!, dachte ich mir und tat das einzige richtige: Ich drückte auf den Auslöser. So wie man es heute macht, State of the Art, jetzt das Ganze in die Welt twittern und schon bin ich berühmt.

Zumindest hätte ich berühmt werden können, wenn der Mensch dann auch tatsächlich gestorben wäre, aber nein, er schraubte sich aus dem Wasser ins Leben zurück und schwamm los und warf ein Tor für die Wasserballer der SG Stadtwerke München. Na ja, auch okay. Dann halt ein weiterer sinnloser Beitrag für den idiotensport und seine 20 Leser.

Wasserball kannte ich nur von früher, Hagen Stamm und Spandau Berlin, und die Unterwasserkameras bei Olympischen Spielen fingen immer harte Zweikämpfe unterhalb der Wasseroberfläche, manchmal auch unter der Gürtellinie ein. Jetzt hatte ich zufällig Zeit und deshalb ging ich hin.

Ich habe neulich übrigens übertrieben, als ich schrieb, dass Tischtennis in Fürstenfeldbruck unter strengster Geheimhaltung stattfindet, denn das kann allenfalls die zweithöchste Geheimhaltungsstufe gewesen sein, wenn man ein Wasserballspiel in Giesing zum Vergleich heranzieht. Denn selbst, als ich nach einer gut 20-minütigen Suche bereits im richtigen Gebäude war, konnte ich noch nicht erahnen, dass ich mein Ziel fast erreicht hatte, weil Zeichen menschlichen Lebens auch zu diesem Zeitpunkt noch vollständig fehlten. Alles dunkel, alles still. Dass die Eingangstüre nicht verriegelt war, war mein Glück, und dass ich im fahlen Licht das entscheidende Hinweisschild entdeckte, war meine Rettung. Flugs war ich unten, musste in der Umkleide nur noch meine Schuhe und Socken ausziehen und dann rein in die Halle! Da haben die Leute aber geschaut: Schwarze Jeans und schwarzes Shirt. Keine Badehose drunter. Ein Nicht-Schwimmer! Blöd war außerdem, dass gerade das erste Viertel beendet war und ich daher nicht zu den Zuschauerbänken durchkonnte wegen der Gastmannschaft aus Darmstadt, die ihre Besprechung abhielt und mir dabei mir im Weg rumstand. Und zu nah am Beckenrand wollte ich auch nicht vorbei, weil reinzufallen und damit das letzte Bisschen Würde zu verlieren erschien mir nicht allzu erstrebenswert. Also entschied ich mich für in der Ecke stehen und dabei in die Luft bzw. aufs Handy gucken. Das war besser. Irgendwann ging es dann aber weiter und ich konnte Platz nehmen. Dort wurde ich zwar auch ab und zu nass, aber nur leicht.

Alles zum Spiel kann der Leser dem Bericht auf sg-swm.de entnehmen, ich kann nur hinzufügen: Da der WV Darmstadt nie eine Chance hatte, war’s nicht gerade spannend. Aber interessant wiederum schon. Im Laufe der Zeit kam ich mit dem einzigen ebenfalls nicht-aktiven, nicht-mit-einem-Spieler-verwandten-oder-befreundeten Zuschauer ins Gespräch, der schon zum dritten Mal da war und mir erzählte:
1. Dass Wasserball in Osteuropa und in Spanien ein großes Ding ist
2. Dass in den betreffenden Ländern manchmal 1000 oder 2000 Zuschauer zu einem Spiel kommen.
3. Dass fast alle Spieler der Münchner Mannschaft aus den Ländern kommen, in denen Wasserball ein großes Ding ist.
Aha. Dem kann ich nichts hinzufügen.

Außer vielleicht, dass mir die Darmstädter nach Schlusspfiff schon wieder im Weg standen, ich mich aber inzwischen so weit akklimatisiert hatte, dass ich mich ohne Fallangst an ihnen vorbeischieben konnte. Das verbuche ich mal als Erfolg. Nicht gerade ein 20:7, aber ein 1:0 reicht ja auch. Und dass das nächste Spiel der SG SWM in der Olympia-Schwimmhalle ausgetragen wird, am Sonntag gegen Würzburg. Das kann man sich eigentlich schon wegen des Austragungsortes nicht entgehen lassen. Weil ein bisschen unglamourös war es irgendwie schon in Giesing:

Ball Tonne 13 Unparteiisch

 Stimmig Baden verboten

Einsamkeit

 

Wass es nicht alles gibt
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