Panorama

TuS Fürstenfeldbruck – 1. FC Saarbrücken II 0:6
Jahnhalle FFB, 24. Januar 2016
Zuschauer: 80

Wer sich jetzt fragt, wie jemand darauf kommen kann, sich ein Zweitligatischtennisspiel anzuschauen: Fragt bitte nicht mich, ich kann nichts dafür. Ich wurde mitgenommen.

Aber erstens ist Januar und somit spielfrei, zumindest in den relevanten deutschen Fußball-Ligen, zweitens sind Sonntagnachmittage eh so eine Sache, und drittens geht es nicht unbedingt immer darum, was man macht, sondern mit wem – also bitte: Warum nicht?

Es war ja dann auch ein großer Spaß.

Zumindest fand ich vieles schon wirklich reichlich kurios; zum Beispiel, dass das Spiel unter strengster Geheimhaltung stattfand. Keine Plakate, keine Menschen, keine Eingangstür – na ja, da war schon eine Tür, aber die erinnerte an etwas sehr Verbotenes, denn alles an ihr schrie: Nicht öffnen, Lebensgefahr! oder wenigstens: Nicht öffnen, weil der Hausmeister steht direkt dahinter und wartet nur darauf, dich ausschimpfen zu können, weil du sie eben doch geöffnet hast. Aber genau durch diese Tür ging es dann hinein in die frühen 1980er Jahre.

Drinnen in der Schulturnhalle waren aber zum Glück alle freundlich und freuten sich über vereinsfremde Besucher, kommt bestimmt auch nicht alle Tage vor, und am Verpflegungsstand gab es, wie früher bei unseren D-Jugend-Hallenturnieren, selbstgebackene Kuchen und mit Sorgfalt belegte Semmeln, die man sich je nach Gusto noch mit bereitgelegten Essiggurkenscheiben, Paprikaschnitzen, etc. verfeinern konnte. Letzteres habe ich noch nie, nicht einmal bei unseren D-Jugend-Hallenturnieren, gesehen, dafür gibt es die volle Punktzahl, ganz klar.

Darüber hinaus erwähnenswert: der Herr mit dem schlecht sitzenden Toupet, die Schiedsrichterin mit dem Hang zur Schwermut und die Spieler mit ihren komischen Ticks – dem Platteabwischen, dem Schuhebefeuchten, dem Aufchinesischpunktebejubeln.

Am meisten jedoch habe ich mich über meine beiden Mitstreiter an diesem Nachmittag, den plattengünter und den bowlingandi, gewundert.

Kann sich jemand an die Passage in Fever Pitch erinnern, in der Nick Hornby einen Bekannten beschreibt, der sich extra Urlaub nimmt, um an einem eisig kalten Nachmittag unter der Woche ein Reservespiel anschauen zu können, in dem es um nichts mehr geht? Und das nicht, um sich hinterher mit seiner Exzentrik brüsten zu können, sondern weil es ihn ehrlich interessierte?

Genau an diesen Menschen haben die beiden mich erinnert. Denn während ich die Leute beobachtete, dabei über dieses und jenes staunte und dadurch regelmäßig die spektakulärsten Ballwechsel verpasste, verfolgten sie die Spiele mit ernsthafter Anteilnahme; ich hingegen begann erst gegen Ende der Begegnung, mit den Gastgebern zu fiebern. (Vielleicht auch nur, weil ich später noch einmal eine Käsesemmel essen wollte. Denn wenn im Tischtennis eine Mannschaft erst einmal sechs Spiele gewonnen hat, dann ist aus, Schluss, vorbei, raus aus der Halle. Und der Gast aus Saarbrücken führte bereits mit 5:0).

Mein Engagement kam allerdings zu spät, und so ging auch die letzte Partie an die Saarländer. Aber eigentlich hatte ich eh schon genug gegessen, und die relevanten Fotos waren auch geschossen.

Intro    Action

Time Out  Tisch 1  L. Mutti

 

Der plattengünter überlegt sich jetzt sogar, mir nächstes Weihnachten eine Dauerkarte für TT in FFB zu schenken. Ob ich wirklich schon so weit bin?

Brucklyn_klein

 

TT in FFB
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6 Gedanken zu „TT in FFB

  • Hey alteheide,

    abgefahren und geiler Beitrag. Wenn du schon mal einen TT Bericht schreibst, kriegst gleich mal ein „like“ von mir.

    LIKE

    Solltest Du es dir mit der Dauerkarte noch überlegen bin ich vor allem aufgrund der bereit liegenden Paprikaschnitzen gerne auch mal dabei ;-)

  • Ja, jetzt kommt er auf den Geschmack… Lustig. Tischtennisspieler sind schon krasse, bekloppte Leute mit ihren Ticks.

    Aber Du hast jetzt ein relativ hochwertiges Spiel gesehen und ich verspreche Dir es wird qualitativ besser je tiefer Du kommst, ich rede von den Ticks der Tischtennisspieler.

    Da ist mal Platte wischen und ein lautes CHO! gar nix gegen ein lautes Geschrei wie:
    – Wenn ich gegen Dich verliere höre ich auf zu spielen!

    Ja so ist das mit den Eigenheiten des Sports, gerne würde ich einen Blog bei idiotensport.de für die fast niedrigste Liga in München 3. Kreisliga München-Ost schreiben, da würden herrliche Geschichten rauskommen :)

  • Einfach klasse!
    War ja selbst 15jahre in den unteren Ligen aktiv und habe auch damals Berichte für die Liga geschrieben
    Sage nur: Weintrinken während eines Samstagnachmittagskrimi an der Platte in einem berühmten fränkischen Weinort – und zwar alle, Spieler und Zuschauer!!

  • … echt der Hammer sind die bereitgelegten Essiggurkenscheiben und Paprikaschnitzen zum selber garnieren! Ich tingle seit dieser Wintersaison auch regelmäßig durch die Münchner Turnhallen bei F-Jugend Turnieren (allerdings nur Fußball), aber sowas habe ich mit eigenen Augen bisher noch nicht gesehen! Ich bin jetzt richtig euphorisiert und habe wieder mein Vertrauen in die Zukunft Deutschlands, ja Europas, zurückgewonnen! Wir schaffen das!

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