Südstadtpower gegen Pröppers Erben

Aus der Serie: der Titan berichtet…
heute aus dem Südstadion in Köln

Fortuna Köln – Wuppertaler SV 3:0
Regionalliga West, 5. Dezember 2025
Zuschauer 3091

Endlich ergab sich für mich die einmalige Gelegenheit, ein Spiel der Fortuna aus der Kölner Südstadt live vor Ort zu verfolgen. Wie es der Zufall und der Spielplan so wollte, fand die Begegnung Freitag Abend vor Nikolaus statt und das BL-Spiel von St. Pauli am nächsten Tag beim FC.

So reiste ich entspannt am Freitag Mittag an und schaute mir schnell noch vorm Einchecken im Hotel das leere Stadion von Victoria Köln, den Sportpark Höhenberg, an. Interessant zu sehen, welche Bedeutung das „V“ hat.

Dann flugs mit der U/Straßenbahn zur Südstadt, denn mein Hotel lag gegenüber dem Stadion von Fortuna!! Bei einem kurzen Besuch des Vereinsgeländes am Nachmittag konnte ich mir schon einen ersten Eindruck von der Beschaulichkeit und Offenheit dieses Vereins verschaffen und mir mein Ticket besorgen, das mir ein netter junger Mitarbeiter aus der Geschäftsstelle extra aus dem noch verschlossenen Ticket- und Fanshop Container holte.

Abends gönnte ich mir einen Besuch der Vereinskneipe, bevor es rüber auf die Stehtraverse des gut beleuchteten Stadions mit seinen markanten hohen Flutlichtmasten ging. Angenehm war gleich die Herzlichkeit der Besucher, die dem sympathischen Verein einen familiären Charakter geben. Mit knapp 3100 Besuchern war der Zuspruch für Fortunas Verhältnisse recht gut. Das lag aber auch an ihrer momentanen Siegesserie, die die Mannschaft auf Platz Eins der Regionalliga West führte. Zu bedenken ist allerdings, dass diese Liga leider mit sieben Zweitvertretungen bestückt ist.

Die netten Menschen um mich gaben mir den Rat, auf keinen Fall in den Block der Eagles in der Mitte der Gegengerade zu gehen oder Fotos zu machen. Die älteste Ultragruppierung Deutschlands (1985) mag keine anderen, fremden Fans. Das bekam leider eine kleine Gruppe St. Pauli-Anhänger zu spüren, die nach Intervention der Ultras von dort per Anweisung des Fanbeauftragten verwiesen wurde und in die Kurve gehen musste. Nach Erzählungen eines Fans am nächsten Tag sollen die Eagles leider auch stark nach rechts driften und sich im Verein gerade recht breit machen.

Zum Spiel selbst ist zu bemerken, dass Fortuna mit seiner Südstadtpower von Anfang an das Heft in der Hand hatte und die „Nachfahren“ von Günter Pröpper (52 Tore 1972 in der 2. Liga) überhaupt nicht ins Spiel kommen ließen. Folgerichtig war es nur eine Frage der Zeit, dass das Abwehrbollwerk des WSV nachgab und Fortuna vor der Pause zum 1:0 per schönem Flachschuss durch die Lücke traf. Offensiv fand Wuppertal auch in der 2. Halbzeit nicht statt, und so kam der Herbst- und jetzt Wintermeister Fortuna zu einem ungefährdeten 3:0-Sieg. Die paar 100 Wuppertalfans brachten etwas Pyrostimmung ins weite Rund und verabschiedeten ihr Team mit aufmunterndem Beifall. Die Stimmung der Einheimischen war euphorisch, aber nicht übertrieben. Das Team stellte sich noch vor den Ultras auf und die Vereinshymne erklang über die Lautsprecher auf der Laufbahn.

Fortuna will und kann wieder in die Dritte Liga, die erste offizielle Profiliga aufsteigen – vom Sportlichen her. Ob der Spielbetrieb dann auch finanzierbar ist, ist schwer vorherzusagen. Es ist schon rein von den Fahrten her ein riesiger Unterschied und Aufwand gegenüber der Regionalliga West, in der die Vereine auf engstem Raum liegen. Spannend auch aus Fansicht die Frage, wie sich die Eagles Ultras weiterentwickeln und welchen Einfluss sie auf den Verein haben werden.

Am nächsten Tag war ich dann zu Gast beim großen „Eff Zee“, in einem Stadion mit guter Sicht weit im Westen der Stadt, aber doch noch nah an Kneipen und Restaurants, so jedenfalls meine fußläufige Erfahrung.

Köln bietet aktuell Fußball auf drei verschiedenen Ebenen mit ganz unterschiedlicher Fan- und Zuschauerkultur.