Valentin war der Überlieferung nach ein armer Priester, der – trotz eines Verbotes des Kaisers Claudius – Liebespaare nach christlichen Zeremoniell traute und ihnen in Partnerschaftskrisen half. Deshalb wurde er enthauptet.

Ob man das wissen muss, wenn man am Valentinstag ein Fußballspiel der belgischen zweiten Liga besucht? Nein. Aber es zeigt mal wieder deutlich, wie alles im Leben miteinander verbunden und vernetzt ist, wenn man diese Verbindungen nur lange genug und hartnäckig erzwingt.

So bestand der Plan dieses 14.2.15 eigentlich nur aus einer kleinen Idee. Schokolade, Pommes und Denkmäler. Wochen zuvor schon mit meinem Kirchen-und-Kutten-Kollegen geplant und wieder verworfen stand ich jetzt in Ramstein und dachte mir „wiesoeigentlichnichtmalkurzreinschnuppern“. Auf nach Leuven.

Also vorbei an Trier, durch Luxembourg und nach einigen Stunden einsamer Fahrt mit nicht zu verstehenden französischen Berichten im Autoradio zu diesem imposanten Hügel.

Waterloo

Waterloo, etwas südlich von Brüssel und Schauplatz einer der wohl berühmtesten Schlachten der Menschheitsgeschichte. Wer mal dahin kommt, unbedingt das 360-Grad-Museum besuchen. Faszinierend und erschreckend zugleich. Ähnlich einem Spiel des FC St. Pauli.

Heysel-Säule    Heysel_Namen

Brüssel, Heyselstadion. Weniger Opfer als einst in Waterloo, aber nicht minder bedrückend. Unglaublich, wie schnell Leidenschaft Leiden schafft. Die zynische Frage, wie viele Zuschauer damals beim Finale zwischen Liverpool und Juve waren, verbietet sich auch noch nach dreißig Jahren. Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf – es bleibt wohl so. Verlassen wir die Hektik dieser nicht zwingend schönsten Hauptstadt Europas. Da konnte auch der Chefbürokratiebekämpfer, der Wolfratshauser Euro-Edi nichts ändern. Möglicherweise war Stoiber auch der Stein, der in den Ameisenhügel namens Brüssel geworfen wurde und alles ausgelöst hat, was sich jetzt allmählich wieder beruhigt.

Fliege

Leuven. Es wird friedlicher. Ist das Kunst oder kann das weg? Wie viele Menschen sich in diesem Land wohl Marc Dutroux da oben wünschten? Auf jeden Fall Pech für die Riesenfliege. Die wird ein extrem unterhaltsames Fußballspiel versäumt haben.

 

Pressetische

 

 

Stadion Den Dreef. Ob Pressetisch auf französisch Prestige heißt, kann ich nicht bestätigen. Auf jeden Fall blieben sie leer, die Skyboxen. Kein Reif, kein TuT und auch kein Rethy oder Simon. Die einzigen Ärsche hier im Stadion hab ich mir vor der Partie selbst zusammengefaltet:

arses

 

Valentinstag lässt grüßen. Weil das Leben sonst auch nur in Gegensätzen funktioniert, hab ich aus den Riesenherzen meine Sitznachbarn kreiert. Hier sind (zufällig an dem Tag?) alle so freundlich und zuvorkommend. Der Ordner versucht mir sehr diplomatisch klar zu machen, dass Essen im Stadion nicht erlaubt ist und ich die eben gekauften Pommes noch im Vorraum zu vertilgen habe. Ist auch kein großes Problem. Schließlich habe ich ja noch drei Tafeln Schokolade im Rucksack. Die werden das Spiel nicht überstehen…

Die gute Stimmung setzt sich auch während des Spieles fort, nicht nur wegen des selbst zugeführten Zuckerschocks. Was ich zum Beispiel einer Durchsage entnehmen kann, dass einer der Fans recht herzlich von seiner Autobatterie gegrüßt wird. Führt nicht nur bei Ihnen – lieber Leser – zu einem Lächeln. Auch die Heimmannschaft aus Leuven hat ein Herz für den Gegner aus Roeselare. Siehe dieser Freistoß.

Überhaupt hat diese Partie alles, was so ein Spiel ausmacht. Chancen sowie Karten aller Couleur. Und den Torjubel möchte ich auch niemandem vorenthalten. Auf jeden Fall wird dieses spontane Eintauchen in eine neue Welt demnächst mal stark vertieft werden. In der Hoffnung, dass auch an einem Nicht-Valentinstag die Atmosphäre so gelassen ist.

BYEBYEBELGIUM

 

Spontanes Geniales

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