HNK Gorica – NK Zagreb 8:0
Gradski stadion, Velika Gorica, 25. September 2019
Zuschauer: 250

Man stelle sich vor, es steht ein Pokal-Erstrundenspiel in Unterhaching an und man hat spontan Lust hinzugehen und macht es.

So ungefähr war das, nur war ich nicht in München, sondern in Zagreb. Aber auch dort gibt es Vorortvereine und auch dort gibt es Vorortzüge. Also für fast kein Geld in fast keiner Zeit in das südöstlich der kroatischen Hauptstadt gelegene Velika Gorica gefahren und den Rest des Weges zu Fuß absolviert, das hat mindestens doppelt so lange gedauert wie die ganze Zugfahrt und war nicht halb so schön. Als Entschädigung dafür gab es am Ende des Weges eine Bäckerei mit einem sehr gutem Käsebörek und wenig später den Anblick des städtischen Stadions. Leute gab es eher weniger zu sehen, aber gut, auch das kennt man aus Unterhaching.

(Ein städtisches Stadion heißt hier also gradski stadion, grad bedeutet demnach Stadt, das ist interessant, da haben wir alle was gelernt, da braucht sich niemand mehr zu wundern über Belgrad oder Leningrad. Grad heißt Stadt, das könnte man sich merken und dann hätte dieser Artikel schon was Gutes gehabt).

   

So. Jedenfalls war die Eintrittskarte fürs Stadion ein bisschen teurer als die für den Zug (vier Euro zu drei Euro), dafür aber personalisiert, das machte es wieder wett. Hinein ins weite Rund, wie schon draußen waren auch drinnen kaum Leute, es war wie auf einem Dorfplatz, und man konnte sich auf der schönen Haupttribüne einen Sitz ganz nach eigenem Gusto aussuchen. Ich nahm einen ein, wo kein Regen hinkam, war zufrieden und freute mich auf eine packende Pokalbegegnung. Den Namen NK Zagreb kannte ich zumindest, also werden das schon die Favoriten sein, dachte ich, aber Heimvorteil usw., also wird das schon spannend werden, hoffte ich, doch die Hauptstädter legten nach Anpfiff gleich los wie von der Tarantel gestochen, und schon in der sechsten Minute fiel das erste Tor – das von einem Großteil der Anwesenden lautstark bejubelt wurde. Ich musste mich gedanklich neu sortieren, währenddessen schepperte es schon wieder und der HNK Gorica führte 2:0.

(Gorica ist nämlich Erstligist, während der NK Zagreb sein Dasein mittlerweile in der vierten Liga fristet. Da muss in den letzten Jahren ziemlich was schiefgelaufen sein).

   

        

Und so ging es immer weiter, Zagreb brachte in keinerlei Hinsicht einen Fuß auf den Boden, ‚packend‘ war es wahrlich nicht, was sich da unten abspielte. Ich möchte nicht zu sehr vorgreifen, aber ihren ersten Torschuss gaben die Poeten exakt in der 79. Minute ab. Bis dahin fielen in schöner Regelmäßigkeit Tore für Gorica, es wurde ziemlich schnell ziemlich langweilig, und mein anfängliches Amüsement über die Unzulänglichkeiten der Gästespieler wich bald fürchterlichem Mitleid. Besonders die Nummer 16, den Rechtsverteidiger, „noch ein ganz schmaler Schnittlauch“ (W. Haas), den hätte ich am liebsten in den Arm genommen und auf ein Bier in der Stadionwirtschaft eingeladen, die es gar nicht gab. Mein Gott, der hat mir leid getan, der war so richtig überfordert, Zweikämpfe hat er praktisch keine gewonnen, oder er hat doch mal einen gewonnen und dann gleich einen Fehlpass gespielt, oder er ist im Laufduell einfach so hingefallen, oder ihm sind die Bälle so dumm versprungen, dass sich daraus Torchancen für den Gegner ergaben.

Doch einmal, ein einziges Mal, hat er alles richtig gemacht und hat sich wunderbar auf der Flanke freigelaufen und ist gerade rechtzeitig in die Gasse gelaufen, und sein Mitspieler sieht ihn, und was passiert? Haut der drauf, dass man meinen könnte, der Ball müsste direkt Richtung Bahnhof und dann mit dem nächsten Regionalexpress nach Zagreb zurück, den hätte meine Nummer 16 auch mit Warp-Antrieb nicht erreicht.

Dann wieder hängende Schultern, und der Trainer hatte auch kein Erbarmen und hat ihn 90 Minuten durchspielen lassen. Den armen Tropf.

         


Was außerdem aufgefallen ist:

1. Falsche Einwürfe werden, genau wie in Deutschland, nicht mehr geahndet.

2. Die Tormusik im Stadion von Velika Gorica ist dieselbe wie die am Millerntor.

3. Der Linienrichter hatte eine famos blank polierte Billardkugel zur Frisur.

Hier noch die Statistik:

Hier noch ein letzter Blick:

Hier noch eine kleine Reminiszenz an den Club, um den sich sonst immer alles dreht:

Und ich meine nicht Tebe.

 

Haching in preiswert
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Ein Gedanke zu „Haching in preiswert

  • Sensationelles Foto von den beiden Teams vor Anpfiff. Und wenn man im Brockhaus unter „Hängeschultern“ nachschlägt, dann ist dort genau der erste Schnappschuss der Nummer 16 abgebildet. Genial.

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