Der Morgen des 27. Dezember war hell und klar. Über Nacht hatte es geschneit. Bis zur Abfahrt in Richtung Colne blieb noch etwas Zeit, was gut war, denn wir mussten ja dringend noch einmal das Stadion sehen. Und Sachen im BFC Shop kaufen, die es gar nicht gab, zum Beispiel Feuerzeuge und Stadionpostkarten.

Und Sachen nicht kaufen, die es gab.

Burnley ist eine alte Industriestadt im Nordwesten Englands, in der hauptsächlich Kleidung produziert und Kohle gefördert wurde und in der vor hundert Jahren noch über 100.000 Menschen lebten; dann kamen die Kriege und später das Minen- und das Fabrikensterben und damit einher gingen die bekannten Phänomene, die der Strukturwandel mit sich bringt. Dem Besucher erscheint Burnley heute wie ein Ort, der darum kämpft, wieder auf die Beine zu kommen. Man sieht neben ganz neuen und ehemals neuen, inzwischen schon wieder aus der Zeit gefallenen Gebäuden hauptsächlich typisch britische Reihenhäuser und schön angeranzte Back Alleys.

     Burnley Miners   Back Alley

Und man sieht einzelne Überbleibsel der Industriekultur, wie zum Beispiel den Leeds and Liverpool Canal, der auf hohem Niveau durch die Stadt fließt und an einer Stelle sogar auf einer Brücke über die Straße geleitet wird. Weltklasse. Noch besser: Man sieht Turf Moor, wenn man am Kanal entlangspaziert.

      

Im Moment hat Burnley nur noch rund 73.500 Einwohner – einem Viertel davon bietet ‚The Turf‘, wie die Einheimischen ihr Stadion nennen, mit seiner Kapazität von 21.401, minus die maximal 4.067 Auswärtsfans minus den toolmaker minus Gus aus Holland Platz. Und dieses eine Viertel ist fast immer da. Was denn sonst? Wer Action will, der geht Blut spenden (Kreisky) oder zum Fußball.

Durch solche Eingänge.

Das tun die Leute in Burnley nun bereits seit 132 Jahren. Heute begeben sie sich damit auf geschichtsträchtiges Terrain, denn Turf Moor ist der zweitälteste Ground Englands (nach Deepdale im 20 Meilen entfernten Preston). Burnley FC war Gründungsmitglied der Football League, der ältesten Liga der Welt, und landete in der ersten Saison 1888/89 als neuntes von 12 Teams gleich einmal auf einem Abstiegsplatz. Zwei Mal waren die Clarets (die „Weinroten“) aber auch Meister der obersten Spielklasse, 1921 und 1960, einmal stellten sie den Torschützenkönig, im großen englischen Sommer von 1966.

Wie Burnley als Stadt hat auch Burnley FC zu kämpfen, um dem Wandel der Zeit trotzen zu können. Bis Ende der 1970er Jahre hielt sich der Club immer in den ersten beiden Ligen, ehe in den nächsten zwanzig Jahren hauptsächlich dritt- und viertklassig gespielt wurde – was zwar nicht schön ist, immerhin aber zu einer weiteren Besonderheit führte: Burnley ist neben Preston North End und den Wolverhampton Wanderers der einzige Verein, der in allen vier englischen Profiligen Meister war.

Seit der Jahrtausendwende ist der BFC wieder fester Bestandteil der zweiten Liga, mit zwei Ausreißern nach oben: 2009/10 und eben in der laufenden Saison. Diesmal soll es aber kein einmaliges Gastspiel bleiben. Das wäre auch zu schade, einerseits für die ganzen wunderbaren Leute, die wir in Burnley getroffen haben, aber auch für Auswärtsfans. Denn einen so klassisch schönen Ground, der so klassisch schön gelegen ist, muss man in der Premier League lange suchen.

     

 

 

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