Gestern war ich mit einem Freund in einer Kneipe gesessen und habe das erste Saisonspiel des FC St. Pauli angeschaut, und irgendwann hat mein Freund zu mir gesagt, dass er jetzt, wo die Saison kaum wieder angefangen hat, schon wieder so die Schnauze voll hat von ihr. Und er ist noch nicht mal Fan des 1. FC Nürnberg.
Ich hab vom Fußball auch sowas von die Schnauze voll. Vom Zeitgeschinde, Adrenalinrausgeschreie, Herumgepose. Von den Frisuren, Autos, Allüren. Vom Zwang, andersfarbiges zu überkleben, übermalen, übersprayen, das Viertel zu verteidigen, das Duell auf den Rängen für sich zu entscheiden. Vom Kölner Keller, von taktischen Verletzungspausen, von fünf Auswechslungen pro Spiel. Vom Transferfenster, von Leihgeschäften, von Wappenküssern. Von der Bratwurst-und-Bier-Fraktion, den Machos, den Nick-Hornby-Zitierern. Vom großen Geld, Investoren aus Unrechtsstaaten und horrenden Eintrittspreisen. Von Einwürfen, die mehrere Minute dauern, von Unsportlichkeiten, die nicht geahndet werden, vom Abseits, das nicht mehr Gleiche Höhe sein kann. Von Schikanen durch Polizei und Ordnungsdienst, von der Unentspanntheit, vom Hass. Von Fußballschuhen, die nach jedem Spieltag ausgetauscht werden, von Monatsgehältern, die höher sind als Lebensgehälter von normalen Menschen, von Flügen aus München zum Spiel nach Stuttgart. Vom Fußball der Frauen, der langsam genauso wird wie der Fußball der Männer.
Und am allermeisten hab ich die Schnauze voll von uns, die wir das alles hinnehmen, weil es scheinbar nicht anders geht.
Bei den Amateuren ist auch schon vieles scheiße, der einstudierte Jubel, die Bumsmusik nach Heimtoren, das Testosteron, das Gewinnenwollen um jeden Preis – aber nicht halb, nicht viertelt, nicht achtelt so scheiße wie bei den Profis.
Am Freitag war ich in Erl, Tirol, Landesliga Ost:
SVG Zimmerei Schwaighofer Erl – SVG Stumm 1:0
apato Sport Arena Erl
Zuschauer:innen: 350
Kommt jemand mit beim nächsten Mal?