TSV Oettingen – TSV Hainsfarth 3:0
Stadion am Weißen Kreuz, 23. Oktober 2022
Zuschauer:innen: 385

Ungefähr dreieinhalb Kilometer liegen zwischen dem Sportgelände in Oettingen und dem in Hainsfarth. Ein Aufeinandertreffen der beiden Vereine kann man daher guten Gewissens als Derby bezeichnen, im Gegensatz zu vielen anderen Spielen, die ‚Derby‘ genannt werden, ohne es zu sein. (Eine Begegnung zwischen Werder und Wolfsburg wurde im Fernsehen einmal als ‚Nordderby‘ ausgegeben – da frägt man sich schon, was in so manchen Köpfen vorgeht.)

Okay, also Derbyzeit im Nordries. Es waren ordentlich Zahlende da, offiziellen Angaben zufolge 385, ca. 7% der addierten Bevölkerung aus der Stadt und der Gemeinde. So richtig mögen tut man sich nicht, zumindest beim Fußball. Für den heimischen TSV ging es darum, Anschluss zur Spitzengruppe der Kreisliga Donau Nord zu halten, der Gast von der anderen Wörnitzseite wollte möglichst den Sturz auf einen direkten Abstiegsplatz vermeiden. Die Sonne schien.

Es war angerichtet.

  

Wieso kam trotz alledem nie richtige Derbystimmung am Sportplatz in Oettingen auf?

Weil der große TSV einfach zu stark war für den etwas kleineren TSV. In der Anfangsphase spielten die Hainsfarther zwar nicht allzu schlecht mit, auch über die 9. Minute hinaus, in der die Gastgeber durch einen schönen Schlenzer das 1:0 erzielt hatten. Aber bereits das 2:0 durch einen berechtigten Foulelfmeter (25.) killed off the game, wie man in England sagen würde. Danach zeigte sich schon so etwas wie ein Klassenunterschied. Als anfangs der zweiten Halbzeit dann noch der Treffer zum 3:0-Endstand fiel – zu allem Überfluss durch ein Eigentor – , war klar, dass alles klar war. Und wenn alles klar ist, muss man sich auch nicht mehr so aufregen, sondern kann sich ganz zwanglos dem Kaffee oder dem Hefeweizen widmen und sich die guten Würschtle vom Dehm einverleiben.

     

  

Mir war das alles sehr recht. Wie immer war ich mit meinem Vater draußen, und wie immer habe ich alte Mannschaftskameraden, Betreuer, Bekannte von damals getroffen und konnte ihnen 90 Minuten lang beim Älterwerden zuschauen – und sie mir. Ganz zwanglos, in aller Ruhe.

 

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Traurige Nachbemerkung:
Vor dem Spiel gab es eine Schweigeminute für Mass Sowe aus der Ersten Mannschaft, der Anfang Oktober mit noch nicht einmal 25 Jahren verstorben war.

  

R.I.P., Mass.
Aus der Stadionzeitung des TSV.

 

 

Derby in Nicht-Derby-Atmosphäre
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3 Gedanken zu „Derby in Nicht-Derby-Atmosphäre

  • Wie immer war ich mit meinem Vater draußen, und wie immer habe ich alte Mannschaftskameraden, Betreuer, Bekannte von damals getroffen und konnte ihnen 90 Minuten lang beim Älterwerden zuschauen – und sie mir. Ganz zwanglos, in aller Ruhe.

    Mei, was für ein schöner Satz.

    D.a.Rol

  • Prima Bericht mal wieder alteheide! Ein Ground auf dem ich selbst schon gekickt (und verloren) habe. Dafür hat aber mein Nachwuchs hier schon erfolgreiche Spiele bestritten. Vielleicht sollte ich auch mal wieder aus den Untiefen unserer A-Klasse berichten!? Sehr gut auch der Vermerk auf die Schweigeminute. Ich kann mich noch erinnern als Anfang Oktober in der Lokalpresse über den plötzlichen Tod des jungen Mannes in der Flüchtlingsunterkunft, der nun für mich auch noch ein Gesicht bekommen hat, berichtet wurde und ich zu meinem Entsetzen in meinem persönlichen Umfeld (wiedermal) Sätze hören musste, wie „Nicht zu schade, wieder einer weniger von diesen Schmarotzern“. Ich hätte und könnte immernoch kotzen! Es macht mich echt traurig und wütend und DA frage ich mich, was verdammt nochmal in den Köpfen der Leute vorgeht?

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