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Mitte Juli, Studienfahrt nach Berlin? Verdammt! Mitte Juli gibt´s wohl keinen Fußball in der Bundeshauptstadt. Sämtliche Ligen von ganz oben bis ganz unten stecken noch mitten in der Sommerpause. Da wird sich die Reise im sportlichen Sinne wohl kaum lohnen. So dachte ich zumindest. Da war ich dann schon ein wenig enttäuscht gewesen. Der Kopf hing tief. Sollte dieser Tripp in die Millionenmetropole wirklich lediglich der Weiterbildung dienen. So leicht wollte ich mich jedoch nicht geschlagen geben. Testspiele?! Die Vereine müssen doch wenigstens schon in der Vorbereitung sein. Da sollte doch zumindest das ein oder ander Testspiel am Start sein? Und wer, wenn nicht das Internet, könnte mir bei der Suche helfen. Grad mal so „Testspiele Berlin“ in die Suchmaschine eingegeben und schon spuckte sie mir als erstes Ergebnis ne ganze Seite mit mehreren Terminen an möglichen Testpielen in Berlin aus. Die Reise schien gerettet. So wurden schließlich zwei Spiele auserwählt und in meine Freizeitplanungen nach dem Weiterbilden eingebunden. Als da waren: Am Dienstag, 12.07.2016 die Partie VSG Altglienicke vs. SV Werder Bremen und am Dienstag, 13.07.2016 das Spiel SV Tasmania Berlin vs. Lichtenrader BC 1925. Wobei mir das zweite Spiel aufgrund der aufregenden Geschichte des Heimvereins besonders am Herzen lag.

Leider, soviel schon mal vorweg, ist das erste Spiel zwischen Altglienicke und Bremen unserem Zeitmanagment zum Opfer gefallen. Anstoß wäre um 18:30 Uhr gewesen. Wir waren an diesem Tag jedoch erst um ca. 19 Uhr, von unserer Exkursion durch diverse Berliner Kliniken zurück. Umsomehr drängte ich am Folgetag unseren Kursleiter, doch bitteschön den Zeitplan penibel einzuhalten. Sehr zu meiner Freude, sollte es schießlich klappen!

So stand ich am Abend des 13. Juli 2016, kurz vor 19 Uhr am Eingangstor des „Werner-Seelenbinder-Sportparks“ in Berlin-Neukölln wo ich auf folgende Infotafel stieß. Diese informiert ankommende Besucher kurz und knapp über die, zumindest in Teilen, bewegte Geschichte des Clubs.  Dass es sich beim SV Tasmania Berlin, derzeit Berlin-Liga, um einen ehemaligen Bundesligisten handelt (wenn auch nur um dessen Nachfolger) dürfte den meisten unserer Leser bekannt sein. Wer diesbezüglich nicht so bewandert ist, kann sich ja gerne mal den Text der Infotafel durchlesen, um schließlich doch im Bilde zu sein.

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Wenige Meter weiter ging es dann durch das Vereinsgebäude hindurch und an unbesetzten Kassenhäuschen vorbei ins eigentliche „Rund“ der Tasmanen. Zu meiner Enttäuschung stellte ich erstmal fest, daß auf diesem Platze heute definitiv kein Fußballspiel stattfinden würde. Kein Ball, keinen Linien und vor allem keine Spieler.

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Nach kurzem Orientieren vernahm ich schließlich doch rechter Hand von mir und ein paar Meter höher, hinter einer Buschreihe versteckt, Laute, welche auf ein Fußballspiel schließen liesen. Da machte sich erstmal Erleichterung breit. Nachdem ich die paar Stufen zum offensichtlichen Nebenplatz erklommen hatte, folgte prompt die nächste Enttäuschung. Es wurde zwar Fußball gespielt, das Spiel hatte gerade begonnen, gespielt wurde aber auf Kunstrasen! Nicht gerade das, was ich mir als Zuschauer wünsche.

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Gut, ich fand mich damit ab. Das Leben ist schließlich kein Wunschkonzert! Ich suchte mir ein nettes Plätzchen und fand, dass eine der Erhöhungen, welche hinter zwei der Ecken gebaut worden waren, erstmal genau der richtige Standpunkt für mich war, um alles auf mich wirken zu lassen. Die Anzahl der Zuschauer war sehr überschaubar. Grob durchgezählt kam ich auf ca. 60 Leute. Gut 40 davon aber sicherlich Team und Funktionsteam der beiden Mannschaften. Unter den eigentlichen Zuschauern auch eine handvoll Rentner, welche sicherlich auch schon in dem Jahr des Bundesligaabstieges vor genau 50 Jahren  mit dabei waren ;-).

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Das Spiel nahm sehr schnell Fahrt auf. Was aber wohl auch dem Kunstrasenplatz geschuldet war. Zu hastig gespielte, schnell weitergeleitete Bälle, verfehlten in schöner Regelmäßigkeit ihre Ziele. Die Spieler mußten sich wohl ersteinmal auf das Geläuf einstellen. Leicht einsetzender Regen machte das Feld dann noch glitschiger und schwerer zu bespielen. Mit fortschreitender Dauer kamen die Spieler jedoch immer besser mit dem Platz zurecht und der Lichtenrader BC von 1925, den Tasmanen zu diesem Zeitpunkt ein Fünkchen voraus, ging schließlich ersteinmal 0:1 in Führung. Der postwendende Ausgleich durch die Platzherren ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Wenig später bot sich den Gästen aber die große Chance erneut mittels eines Elfmeters in Führung zu gehen. Dies wurde jedoch durch eine tolle Parade des Heimtormannes bravorös verhindert. Der Lichtenrader BC bis zu diesem Zeitpunkt ein mir völlig unbekannter Verein, was sich zu einem späteren Zeitpunkt noch ändern sollte, mühte sich zusehends, hier eine gute Partie abzuliefern. So langsam zeigte sich dann aber doch ein Klassenunterschied.

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In der Halbzeitpause machte ich mich dann auf die Suche nach einem kühlen Getränk. Im Vereinsgebäude am Hauptplatz wurde ich schließlich fündig. Zu meiner Freude stellte ich dann fest, dass es neben dem ersehnten Kaltgetränk auch noch eine Reihe an Merch-Produkten, wie Schals, Wimpel, Aufnäher, etc. zu erstehen gab. Dass es auch Aufkleber gab war im ersten Moment nicht ersichtlich. Meine Frage danach wurde aber glücklicherweise bejat und so erstand ich ein kühles Bier und einen Aufkleber für 4,50 €. Kann man mal machen! Ich war begeistert.

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Nach dem Seitenwechesl und diverser Wechsel in den Mannschaften, wechselte auch ich die Seite. Und zwar die Seite des Sportplatzes. Ganz alleine stand ich nun da, beobachtete das Spiel- geschehen und wie die Tasmanen schließlich immerwieder den Abschluß suchten. Derweil gesellte sich ein Auswechselspieler der Lichtenrader, der des Aufwärmens müde war, zu mir an den Spielfeldrand. Nachdem er mich nach dem aktuellen Stand gefragt hatte, kamen wir kurz ins Gespräch. So kam ich nun auch noch an verschiedene Infos über beide Vereine. So zum Beispiel, dass die Tasmanen, bereits seit einer Woche in der Vorbereitung seien, die Mannschaft des Lichtenrader BC´s, nach letztjährigem Abstieg, gerade wieder frisch aufgestiegen in die Bezirksliga, gerade einmal ein Training absolviert hatten und nun schon in dieses Testspiel geworfen wurden. Was wohl nicht gerade auf Begeisterung des/der Spieler gestoßen war. Das Spiel kam wohl auch nur deshalb so frühzeitig für die Lichtenrader zustande, weil beide Trainer sich wohl gut kennen, ein Test unbedingt gewollt, jedoch kein anderer Termin gefunden werden konnte. Somit war ich nun um ein paar Details reicher. Der Spieler verschwand dann auch wieder in Richtung Reservebank.

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Derweil ging es mit den Lichtenradern bergab. Die Tasmanen schafften es, in der zweiten Hälfte noch weitere vier Treffer zu erzielen. Allesamt sehr schön herausgespielt gegen am Ende doch überforderte Gegner. Mit dem letzten Treffer setzte die Heimelf dann auch den Schlußpunkt, nach welchem der Schiri die Partie erst gar nicht mehr anpfiff. Mit einem ansehnlichen Spiel, 6 Toren, einem gehaltenen Elfmeter und vielen neuen Eindrücken machte ich mich wieder auf den Weg in meine Unterkunft. Auf der Fahrt dorthin stellte ich mir nun aber noch folgende Frage: Zählt das nun heute als neu gesammelten Ground? Schließlich war es kein offizielles Punktspiel. Es wurde nur auf dem Nebenplatz gespielt. Es war nur ein Test. Es kostete nichteinmal Eintritt. Na egal, ich werd mir auf jeden Fall auf meiner Länderkarte ein Fähnchen mit dem Wappen des SV Tasmania Berlin stecken. Immerhin bin ich da gewesen!

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Zur Not dann eben halt ein Testspiel

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