Eine Bildergeschichte aus Turin
Morgens um kurz vor zehn: Die Welt scheint noch in Ordnung. Ja, hier werden wir in knapp 5 Stunden wieder aufschlagen. Zu sehen wäre dann das Spiel zwischen dem FC Torino und Sampdoria Genova. Serie A, Derby gewissermaßen. Aber erstmal geht es religiös und kulturell motiviert durch die Stadt. 20 km Fußweg sollen es heute noch werden. Ja, es gibt einiges zu entdecken.
Von Don Boscos Grabstätte über das berühmte – nicht zu sehende – Grabtuch bis hin zur Mole, dem Höhepunkt im mehrfachen Sinne. Da kann die Zeit schonmal vergehen. Und das alles zu Fuß. „Da fließt viel Wasser den Po hinunter!“ (Das ist übrigens nur der zweit schlechteste Witz an diesem Tag…)
„Der Po ist schmutzig!“ (Landet auf nummero tre.) Aber genug des Schabernacks.
Es ist zwanzig nach zwei. Allmählich könnten wir uns auf dem Weg zum 6 km entfernten Stadion machen.
15:18 Uhr. So, da wären wir auch schon. „Was, ihr habt schon angefangen? Und es steht auch schon einszunull für die Gäste!“ Egal. In dem Wissen, dass jetzt erst einmal unsere Personalien aufgenommen werden müssen – sonst gibt es keine Tickets – rechnen wir mit einem Blick auf das Grün des Stadions so gegen 30. bis 35. Minute. Doch das bleibt uns dann komplett erspart. Denn 19 Minuten nach Anpfiff hat schon keine Bigletteria mehr geöffnet. Und das ist der unschlagbare Witz des Tages. Auf die Frage, ob es denn überhaupt keine Chance gibt, noch irgendwie an Karten zu kommen ist die solidarischste aller Antworten: „Es ist ein seltsames System.“ Alles klar, il sistema. Dass der FC Turin das Spiel zweizunull verlieren wird ist nur ein schwacher Trost aber eine logische Konsequenz.
Bleibt uns noch genug Zeit, die Mole zu besteigen. Vielmehr den gläsernen Aufzug auf die Plattform zu nehmen und einen nächtlichen Blick auf die Stadt zu genießen. In Murphy seiner Bar sehen wir uns dann noch das Spiel AC Milan gegen Juve an. Murphy selbst habe ich nicht gesehen, außer es war dieser kurzgewachsene, schnurrbärtige, Jackett-mit-lederverstärkten-ellbogen-tragende und von einigen anderen Gästen wie Bedienungen anal-pseudo-penetrierte Fußballuninteressierte da vor mir.
Anderntags genehmigen wir uns noch den ein oder anderen Abstecher. Das Juvestadion macht einen guten Eindruck.
Besonders beeindruckend auch Superga, für das damalige Grande Torino eher der Supergau. Noch heute verdichtet sich die Trauer um den Absturz der damals erfolgreichsten Fußballteams an der Gedenktafel hinter der Kathedrale und lässt alle Rivalität unter Fußballmannschaften als völlig nebensächlich wirken.
Ein letzter Stop noch bei Don Boscos Geburtsort, dann geht es wieder heim über Stock und Stein.