Aus der Serie: Der Titan berichtet:
heute nicht aus der Oberliga sondern nach genau zwei Jahren mal wieder aus Schweden, über…

ein ganz besonderes Erlebnis bei den Himmelblauen aus Malmö,
est. 1910

Wie bekannt spielt die schwedische erste Liga Allsvenskan eine Kalendersaison, und so hatte ich die Gelegenheit, ein Spiel des amtierenden Meisters Malmö FF live zu sehen. Gegner war im 10. Ligaspiel die Mannschaft von B.K. Häcken, einem kleinen Ort nahe Göteborg. Begleitet von ca. 30 Fans mit selbstgemalten Bannern und Fahnen.

Mit „Vi är Malmö“ kreiste ein Flugzeug dreimal übers Stadion und bekundete damit, was die „Fotbollförening“ für die südschwedische Stadt bedeutet.

Das Stadion war mit über 15.700 Menschen sehr gut gefüllt, und darunter wie immer in Schweden ganze Familien und viele Kinder, die sich wie im Kino mit riesigen Popcorntüten versorgten.

         

        

Wer glaubte, dass dies ein Zeichen des entspannten Zurücklehnens sei, irrte. Der wohl beliebteste Verein Schwedens mit ganz großer Tradition (23 Meister- und 14 Pokaltitel) wurde schon vor Beginn und dann die ganze Spielzeit über frenetisch mit einpeitschenden Wechselgesängen und Schlachtrufen – ausgehend von der großen Kurve der Ultras – angefeuert. Das Temperament, das die Schweden in diesem schnuckeligen Stadionneubau von 2014 verbreiteten, war sehr südländisch. Liegt vielleicht an ihren Vereinsfarben „Himmelblått“, das dem von Neapel und Uruguay gleicht. Bei der Vereinshymne stehen alle auf und singen das Lied, dessen Text über die beiden Videowände mitläuft, lauthals mit.

   

Trotzdem ist vieles bei schwedischen Spielen entspannt: Die „Publik Service“-Leute passen auf, dass den Gästefans niemand auf den Kopf spuckt, keine Leibeskontrollen am Eingang, kaum Polizei, ungehindertes Herumgehen und Wechseln der Tribünen. So geschehen nach der Pause, um einen Perspektivwechsel auf das Spiel vorzunehmen.

In der Halbzeit lief eine kleine Aktion gegen Rassismus auf dem Spielfeld.

Zum Spiel vom MFF: mittleres Zweitliga-Niveau mit vielen Zweikämpfen und etlichen Ballverlusten. Erinnert sehr an unseren FC St. Pauli. Vor allem die Nummer 2 ähnelte in seinem Zweikampfverhalten und seinen Fehlpässen doch sehr unserem Herrn Buballa. Die Gäste beeindruckten in Halbzeit eins durch eine stabile Abwehr und schnellen Pässen auf die Nr. 88, der sich etliche Male gut in Szene setzten konnte. Gemeinsam mit der Nr. 11 verbreiteten sie mehr Torgefahr als die Himmelblauen. Häcken BK spielte in Gelb-Schwarz und war – wie so viele Mannschaften – elf mobilen Litfaßsäulen gleich, von oben bis unten mit Sponsorennamen versehen. Bei Malmö stand nur ein Trikotsponsor Pate: VW, ob das hilft bei der Titelverteidigung??

Nach der Pause sahen die Fans dann ein druckvolleres Malmö (Perspektivwechsel eben!). Über die Außen gelangte der Ball nach innen, wurde kurz weitergeleitet und im Fünfmeterraum stand die Nummer 5 und erzielte die Führung für FF. Geht doch! Nachdem sie zuvor meist durch die Schnittstelle der Abwehr spielen wollten. Doch Häcken gab nicht nach und kam zu zwei Großchancen. Beide Teams gingen nun fahrlässig mit ihren Möglichkeiten um. Die Nummer 88 legte sich mit dem Schiri an und wurde verwarnt und später ausgewechselt. So hatten die Gäste keinen Stoßstürmer mehr. Das Publikum gab weiter Vollgas und Malmö gelangte durch einen Handelfmeter, den die Nr. 35 durch energisches Eindringen in den Strafraum herausholte, zum 2:0.

      

  

Dabei blieb es und die Nr. 20 wurde anschließend noch von den Fans als Man of the match begeistert gefeiert. Der Rest des Stadions leerte sich schnell, zurück blieben Publik Service, eine saubere Tribüne und ein aufgeräumter Versorgungstrack. Schwedisch ordentlich eben.

Nur auf der Straße hatte sich jemand an der Monsterpopcorntüte verhoben.

Nach zwei Drittligaspielen vor zwei Jahren war dieses Spiel aus der Allsvenskan ein echter Leckerbissen, sowohl für Popcornfans als auch für St. Pauli-verwöhnte Anhänger, was die Stimmung angeht: wie aus dem FF!

 

Von Flugzeugen, Popcorntüten und Perspektivwechseln
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