Panorama 1

Favoritner Athletikclub – ASV 13 0:1
Österreich / Wien / FavAC-Platz
Wiener Liga (4. Liga)
19. Oktober 2014 / 220 Zuschauer

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Wien (lesmudo) – Letzter Ground der Tour durch die Wiener Liga im Oktober 2014.
Im schönen Favoriten hat neben der Austria noch ein weiterer Verein sein grundlegendes Existenzrecht. Der Favoritner Athletikclub, kurz Cashpoint FavAC genannt, mit seinem wunderbaren Stadion in der Kennergasse 3.
Eingebettet in der Einöde des Wiener Südens zwischen Hochhäusern, Plattenbauten und Genossenschaftshöfen liegt da dieser Ground, der einen nicht mehr loslässt. Eine alte Holztribüne zur einen Längsseite, zur anderen die unnachahmliche Stehtribüne, die in ein Haus hinein gebaut wurde (oder um die herum ein Haus gebaut wurde) und die zur Zeit mit altem Sitzmöbel aus dem legendären Hanappi-Stadion von Rapid Wien bestückt wird, und hinter den Toren der Hauch von Grashügeln, deren einer von den ca. 25 anwesenden aktiven Fans als Stimmungsblock genutzt wird. Ein Wort noch zu den Aktiven (um in der Horst-Hrubesch-Diktion zu bleiben): Schicke Jason-Masken und eine freundliche Aufforderung seitens des Altvorderen („Ich bin Österreicher. Belasst es bei den Stadion-Photos.“) beißen sich inhaltlich mit dem verwursteten Schickeria-Song von Rainhard Fendrich („Mir san die Hautevolee, mir haum den Überschmäh. Mir san a Wahnsinn, FavAC“), der neben den üblichen Anfeuerungsrufen zum Einsatz kam. Aber man hat als aktiver Fan natürlich auch ein hartes Leben, wenn die Heimspiele sonntags um 10.15 Uhr ausgetragen werden.
Das Spiel verlor der FavAC übrigens 0:1 gegen das Schlusslicht der Wiener Liga, den ASV 13 aus Speising/Hietzing.

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Wien (alteheide) – Mich bringt ein solcher Ground tatsächlich völlig um den Verstand. Ganz einfach, weil es sich um einen Fußballplatz handelt, der zum Viertel gehört und sich dort ganz natürlich, scheinbar ohne Aufhebens eingepasst hat – fünfzig Meter weiter, an der Hauptstraße, kann man ihn noch nicht einmal erahnen. Dann biegt man ums Eck, sieht das Fangnetz hinter dem Tor und zwanzig Sekunden später steht man an der Kassa, zahlt 8 Euro und ist drin. Alles so oldschool hier! Vermutlich wird genau an diesem Ort tatsächlich seit 1910 (dem Gründungsjahr des FavAC) Fußball gespielt, und höchstwahrscheinlich ließ man dem Stadion seither nur kosmetische Korrekturen angedeihen – wenn man einmal von der oben beschriebenen, in einen Mietblock integrierten Tribüne absieht, der wohl ein Hügel zum Opfer fiel. Und gerade diese Tribüne machte mich rasend in ihrer ganzen Symmetrie, genau wie der Rest des Stadions mich rasend machte in seiner vollkommen rätselhaften, nicht mit dem Verstand greifbaren, in ein Schema zu pressenden Asymmetrie: Die Treppen hoch, links ein Würstlstand, geradeaus Bierbänke, davor ein kleiner Grasabhang, rechts die Haupttribüne, die knapp jenseits der Mittellinie jedoch vom Spielertunnel unterbrochen und somit unpassierbar ist, also zurück und hinten am Vereinsheim vorbei, die Stufen wieder hoch, hier keine Sitze mehr, dafür noch mehr freie Rasenfläche, weitergehen, vorbei an einer kleinen Hütte, die rechte Hintertorseite ist bis kurz vor das Tor befestigt und beherbergt die Anzeigetafel, dann wieder Grashügel, eine Bierbank mit drei Leuten drauf und zweien dahinter, auf der anderen Seite den Hügel runter und jetzt steht man endlich auf der Gegengeraden und kann ein bisschen entspannen, denn alle Fenster haben den gleichen Abstand voneinander und die integrierte neue Tribüne steht exakt in der Mitte, acht Fenster finden auf der einen, acht auch auf der anderen Seite Platz, während sich das zentrale Tribünendach über eine Breite von 18 Fenstern erstreckt.
Ich liebe diesen Ground.

Schoener gehts kaum

Brillen vom ReumannplatzGrashuegelMietshaus und TribueneHaupttribuene

Panorama_1

Lustig samma PuntigamerDrei WeltenEinlaufZaungast

Panorama 2

GemeindebauPlatteWiederanpfiffFlughafentaxi

Hintertor

Aber es geht noch besser, ich sage nur: Hohe Warte, Wien-Döbling, First Vienna FC, zwei Tage zuvor. Bericht und Bilder folgen.

„Tribünen, die in Häuser eingebaut sind, sind ein Grund für mich zu eskalieren.“
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13 Gedanken zu „„Tribünen, die in Häuser eingebaut sind, sind ein Grund für mich zu eskalieren.“

  • 1.) die Austria ist KEIN Favoritner Verein, ihre Wurzeln sind einerseits im Prater und andererseits in Ober Sankt Veit.
    2.) Der FAVAC spielt seit November 1921 auf diesem Platz, der alte ist heute ein Gemeindebau ein paar hundert Meter weiter Richtung Südbahn (Gellertplatz – Gudrunstrasse, auch als Steinmetzgründe bekannt). Er ist der älteste noch in Favoriten existierende Fussballplatz.
    3.) es gibt in Wien genau eine Mannschaft in der Stadtliga, die seit 1913 am selben Platz spielt: FV Austria XIII.
    4.) Groundhopper sind bei uns NICHT willkommen, Fussballfans schon. Wer den Unterschied nicht kennt, wird ihn auf Anfrage erfahren.

    1. Danke FAVAC! Interessante Anmerkungen.
      Eine Frage noch: Können Groundhopper nicht auch Fußballfans sein? Und Fußballfans nicht auch Groundhopper?

      1. Wären Groundhopper Fussballfans wären sie bei ihrem Fussballverein und müssen keine halbschlauen Kommentare zu anderen Fangruppen etc. schreiben.

  • @FAVAC:
    Aber Du warst doch bestimmt auch schon mal bei einem Spiel ohne FavAC-Beteiligung?
    Falls ja: Hättest Du Dich nicht darüber gewundert, wenn Du für Deine bloße Anwesenheit angemotzt worden wärst?

      1. Is ja gut jetzt. Du bist der Chef, ganz klar. Dein Stadion, Deine Regeln. Auf keinen Fall werden wir uns noch einmal nicht-konform verhalten.

        Einen lieben Gruß nach Wien senden:
        die halbschlauen groundhoppenden idiotensportler

  • Pingback: idiotensport

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