Panorama

Karlsruher SC – FC St. Pauli 1:2
Wildparkstadion Karlsruhe, 2. August 2015
Zuschauer: 21.899

Ankuendigung     Sitzreihe     Dach

Nach Karlsruhe bin ich gefahren in der Hoffnung, eine schöne Zugfahrt mit guten Freunden zu erleben, die Sonne nicht allzu sehr nicht zu genießen und eventuell ein 0:0 zu ergattern im Wildpark. Wenn überhaupt, dann 0:0! habe ich am Abend vorher noch allen gesagt, die es (nicht) hören wollten, und habe den Wettaffinen unter ihnen empfohlen, doch dringend eine dicken Batzen darauf zu setzen, dass der FC St. Pauli in diesem Spiel auf KEINEN Fall ein Tor schießt, todsicherer Tipp, exklusiv für Dich!

Bis zur zehnten Minute ging das auch alles klar. Sowohl das mit der Deutschen Bahn als auch das mit den Schattenplätzchen als auch… Ja, und dann köpfelt Sobiech eine sanfte Flanke von Alushi ebenso sanft, im hohen Bogen, ins Karlsruher Tor und ich bin nur froh, dass niemand in meinem Bekanntenkreis irgendetwas auf meine Prognosen gibt geschweige denn Geld auf sie setzen würde.

Ich selbst traue mir ja schließlich auch schon lange nicht mehr über den Weg. Das zu wissen, beruhigt mich inzwischen sehr. Denn, nur als Beispiel: Es fällt nach einer halben Stunde das völlig unnötige 1:1 und in mir kommt große Sorge auf, dass wir infolgedessen zusammenbrechen und das Spiel mit mindestens 1:4 verlieren werden, und als ich mir dieser Sorge bewusst werde, denke ich sofort: Dann werden wir wohl gewinnen, denn ich kann mir ja schon lange nicht mehr trauen, siehe oben. Folgerichtig schoss Halstenberg dann fünf Minuten vor dem Wechsel den Siegtreffer.

Und es war ein verdienter Sieg. Der KSC war im Spiel nach vorne größtenteils harmlos, denn die Ordnung stimmte beim FC St. Pauli, und man hatte zumeist den Eindruck, dass die Spieler wussten, was sie zu tun hatten. Von der Defensive ist man das schon seit der Rückrunde gewohnt; dass das Mittelfeld jedoch mit Plan spielt ist neu. Die Doppelsechs mit Alushi, der eine sehr gute Partie machte, und Rzatkowski scheint zu funktionieren, Rzatkowski als offensiverer Part stieß auch immer wieder mit nach vorne oder wich auf die Seiten aus und schaffte so die Verbindung zur offensiven Zentrale, sprich Maier, der sich seinerseits in einem großen Radius bewegte, ballsicher und mit gutem Auge agierte und sogar kämpferisch überzeugte, ergo für meine Begriffe eines seiner (bislang!) wenigen richtig guten Spiele für unseren FC machte. (Auch zum Saisonauftakt hat er mich überzeugt. Vielleicht kriegt er jetzt ja endlich die Kurve.) Das Offensivspiel auf den Seiten klappte unterschiedlich gut, links besser durch das eingespielte Duo Halstenberg/Buballa, doch rechts fiel Sobota ab, für mich heute leider der Schwächste im Team. Nehrig hingegen überzeugte. Er gewann einige wichtige Duelle, gerade auch in der Luft, und garantierte so defensive Stabilität. Flankengott wird er keiner mehr, aber insgesamt kann man mehr als zufrieden sein mit seinen zwei Pflichtspielauftritten in dieser Saison. Ebenso verhält es sich bei Thy. Er garantiert die defensive Stabilität des Gegners. Scherz. Gott bewahre. Thy verfügt über eine enorme Sicherheit in der Ballmitnahme, er ist schnell, auch wenn es nicht so aussieht, und immer voll bei der Sache. Manchmal vielleicht übertreibt er es sogar ein bisschen mit der Maloche, so dass bei den wenigen Gelegenheiten, die er selbst hat, die Kraft und die Präzision fehlen für einen Torerfolg. So geschehen zum Beispiel in der zweiten Halbzeit, als er bei einer guten Kontergelegenheit gemeinsam mit Maier zwei Karlsruher ausspielte, dann aber nicht zwingend genug abschloss.

Totale     Trulsen     Ruhe

Mir ist jedoch im Moment völlig egal, wer unsere Tore schießt. Ich sehe so selten einen Sieg, dass es für mich auch in Ordnung wäre, wenn der Gegner jedes Mal durch vier Eigentore und zwei unberechtigte Elfmeter mit 5:6 gegen uns verlieren würde. Durch diesen Dreier beim KSC jedenfalls habe ich jetzt, in meinem ersten Saisonspiel, schon genauso viele Punkte geholt wie in den elf Spielen der letzten Saison zusammengenommen.

Das, und der gesamte Auftritt in Karlsruhe, und der gesamte Tag mit der entspannten An- und Abreise, dem Spaziergang durch den Schloss- und Wildpark inklusive Abfeiern der dort verkehrenden Schmalspurbahn, und den ganzen Leuten, die man endlich wiedersieht – all das macht Lust auf diese Spielzeit. Wobei ich aber auch nichts dagegen hätte, wenn die Zweitligaabschlusstabelle 2015/16 exakt so aussehen würde wie das Klassement heute, Montag, 3. August 2015, 15.04 Uhr.

Todsicherer Tipp, exklusiv für Dich: Setze einen dicken Batzen darauf, dass der FC St. Pauli am Ende der Saison auf dem vierten Platz stehen wird. Irgendwie hab ich zumindest so das Gefühl.

Schmalspur

 

Todsicherer Tipp
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