Panorama2

VfB Stuttgart – FC St. Pauli 2:1
Neckarstadion Stuttgart, 8. August 2016
Zuschauer: 60.000

Nach meinem letzten Besuch in Stuttgart in der letzten Erstligasaison des FC St. Pauli habe ich mir geschworen: Nie mehr fahre ich da hin! Schon gar nicht mit dem Auto! Alles war schrecklich damals, die Fahrt, der Weg zum Stadion, das Spiel. Am Montag bin ich wieder dagewesen, wieder mit dem Auto. So kann es gehen.

Diesmal war einiges nicht mehr ganz so schlimm, die Fahrt und der Weg zum Stadion zum Beispiel. (Die Fahrt war sogar ziemlich… interessant. Ich war in einer Art Krankentransportwagen unterwegs, denn wir hatten zwei Verletzte an Bord. Wunderbar synchron hat das ausgesehen, wie sie da saßen mit ihren Verbänden, die wiederum saßen wie eine Eins.)

Invalide 

Und das Spiel? Da bin ich mir noch nicht so sicher. Eigentlich war es 60 Minuten lang ein guter Auftritt des FCSP, eigentlich hätte man zur Halbzeit auch höher als mit 1:0 in Führung liegen können, eigentlich ging es auch ganz gut los im zweiten Abschnitt, aber dann.

Dann war unser Sturmduo platt, musste ausgewechselt werden (67. bzw. 70. Minute) und wurde nie und nimmer adäquat ersetzt.

Bouhaddouz, der robuste Neuzugang aus Sandhausen, und Picault, der quirlige Durchstarter der letztjährigen Saisonendphase, stellten die Schwaben vor Aufgaben, die schwer, nicht, oder nur mit unfairen Mitteln zu lösen waren. Was für eine Darbietung der beiden in der ersten Halbzeit! Picault spielte der VfB-Abwehr Knoten in die Beine, oder er zog seine Gegenspieler in entfernte Räume und schuf somit Platz für seine Kollegen im Zentrum. Bouhaddouz war stets anspielbar, wusste sich zu behaupten und hatte meist eine gute Antwort auf die Fußballfrage schlechthin: Wohin mit dem Ball? Am besten ins Tor, wie nach 27 Minuten, als er einen schönen Spielzug über den soliden Polen Sobota und eben Picault erfolgreich abschloss. Weiterhin gab es von Bouhaddouz einen Pfostentreffer zu sehen und einen Kopfball knapp über die Latte. Das lässt sich gut an, vielleicht schießen wir ja in dieser Saison ein paar mehr Tore als letztes Jahr.

Doch zurück den Auswechslungen: Miyaichi kam für Picault; ein Wechsel, der nachvollziehbar war, handelt es sich bei den beiden doch um ähnliche Spielertypen. Bisher funktionierte das System ja durchaus, jedoch waren frische Kräfte nötig, um weiter dagegenhalten zu können. Denn der VfB wurde stärker, er hatte gerade den Ausgleich erzielt (67.). Aber wenn dann (drei Minuten später) Bouhaddouz herausgenommen wird, mit Dudziak ein körperlich wesentlich schwächerer, zudem auf eine andere Position spezialisierter Spieler hereinkommt, die Bälle aber weiterhin (sogar, ich vermute mangels eines anderen Plans, zunehmend) lang und hoch nach vorne gespielt werden, dann ist es kein Wunder, dass das, was vorher gut geklappt hat, plötzlich gar nicht mehr hinhaut.

Vorne gingen die Bälle fortan viel zu schnell verloren, folglich gab es keine Entlastung mehr für die Defensive. Stuttgart drückte. Die Niederlage zeichnete sich ab, drei Minuten vor Schluss war es dann so weit. Ich hatte mich schon vorher damit arrangiert. So konnte ich eine Stunde nach Abpfiff auch schon wieder ein paar zusammenhängende Sätze sprechen. Und nach einigen Tagen der Kontemplation sehe ich, wie vor dem Stuttgart-Spiel auch schon, recht hoffnungsfroh auf die neue Saison. Ein paar Stellschrauben sind logischerweise noch zu drehen in dieser frühen Phase des Jahres.

Aber ich freue mich auf die Zeit, wenn Linksaußen Sahin richtig fit und in die Mannschaft integriert ist und sich so im offensiven Mittelfeld spielstarke Alternativen zu Kalla auftun; wenn sich ein fußballerisch guter Sechser/Achter (Dudziak? Neudecker?) für den Platz neben Buchtmann aufdrängt; wenn Ziereis in der Innenverteidigung wieder ähnlich souverän agiert wie letzte Saison (das tat er in Stuttgart nicht); wenn Ducksch körperlich so weit ist, dass man Bouhaddouz auswechseln kann, ohne damit chaotische Zustände heraufzubeschwören.

Diffidati Abendsonne

Dann könnte ich mir sogar vorstellen, wieder einmal zu einem Ligaspiel nach Stuttgart zu fahren, von mir aus auch mit dem Auto. Oder wieder in einem KTW.

 

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Der Bruch, die Niederlage, der Frust und die Hoffnung
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