Georg Kreissler – selig – hat es auch schon besungen. Später dazu mehr. Und wäre er am vergangenen Sonntag im Praterstadion gewesen, hätte er wohl etwas davon gespürt.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Da gibt es wirklich einiges zu berichten. Nähern wir uns dem ganzen Geschehen doch einmal aus einer gewissen Entfernung. Von Pöchlarn, der Nibelungenstadt und Geburtsort Oskar Kokoschkas ging es zunächst zum Stift Melk, um den Tag mit Gottes Segen zu starten. Und der war auch bitterlich nötig, wie sich später am Tage noch herausstellen sollte. Also nun ab nach Wien in die Geblergasse und beim Wurststand meines Vertrauens gleich mal eine Husarenwurst genehmigt. Geschnitten, scharfer Senf und eine Scheibe Brot. Und jetzt der große Vorteil, wenn Du eine Stadt besuchst wie Wien. Fahrrad ist eh immer eine wunderbare Sache. Weil Du bist in nullkommanix im Augarten, beim Donauturm, zurück zur Hundertwassermüllverbrennungsanlage (bitte nicht falsch verstehen) und beim Steffl. Dann magst Du vielleicht ein leckeres Schnitzel und fährst nach Grinzing rauf zu einer Heurigenwirtschaft. Manche davon sind direkt ok. Am besten die nehmen, die keine internationale Speisekarte draußen hängen haben. Dann radelst Du wieder runter in die Stadt, sagen wir mal Schönbrunn, Karlskirche, Naschmarkt und Secession. Rüber zum Judenplatz, dem Vermählungsbrunnen und der Ankeruhr. Zu Fuß würdest Du Tage brauchen. Und trotzdem ist es kein Abklappern von Orten sondern ein schönes Dahingleiten.

Etwas schmunzeln musste ich beim Anblick, des Dokumentationszentrums des österreichischen Widerstandes. Hätte vorher gedacht, das findet bestimmt Platz in einer Telefonzelle. Aber die gibt es ja nicht mehr und ausserdem ist es wirklich offensichtlich größer als man aus dem Geschichtsunterricht gelernt hat. Waren wohl nicht alle wie „Herr Karl“. Und damit meine ich jetzt den vom Qualtinger.

Und von fast jedem Aussichtspunkt sieht man es, das Stadion am Prater. Was mir immer wieder in Erinnerung ruft, da ist ja noch ein Spiel. So richtig Lust ist nicht vorhanden. Aber bald werde ich merken, das sehen viele genauso.

praterstadionaußen_I

Blick vom Haus der Meere, einem wunderbar umgebauten Hochbunker. Sehr sehenswert.

praterstadionaußen

Blick vom Riesenrad im Prater. Kein Muss aber ok.

„Ja, wo woarns denn, de Weana?“ könnte man da fragen. Waren sie etwas im Generalipark, dem eigentlichen Stadion. Das wird aber derzeit umgebaut, also jetzt Derby in der Ernst-Happel-Gedächtnis-Arena. Vor dem Stadion ankommend befürchte ich, es wird rappelvoll. Kontrolle ohne Ende, lange Schlangen vor den Stiegen. Kleiner Tip. Du musst dich nicht bei der richtigen Stiege anstellen. Und dann stehst Du drinnen in einem 50000 Plätze Stadion mit 15ooo anderen Menschen, beim Derby. Das ist peinlich. Gibt es ein anderes Stadtderby, das so schlecht besucht ist? Eine kleine Rechnung. Wien hat 1,8 Millionen Einwohner. Und zum Derby im Sommer kommen 15000 Leute. 0,8 Prozent. Austria gegen Rapid.

wienerderby_pano

So schauts aus, wenn Derby in Wien ist. So schön wäre Wien ohne Wiener…

wienerderby_bengalo

Und jetzt frage ich mal was. Wie kann das sein? Da wird mir bei der Eingangskontrolle der Rucksack ausgeräumt und unter die Kappe geschaut. Der Körper wird mir abgetastet als wäre ich gerade auf Gefangenenbesuch im grauen Haus Josefstadt. Und die Ultras und Hools bringen es immer irgendwie fertig, alles Mögliche ins Stadion zu schaffen. Persönlich habe ich kein Problem mit Bengalos und Rauchtöpfen. Find ich schön, kann man sich aus dem Staub machen, wenn es einem zu heiß wird.

Aber scheißn gehn können sie mit ihren Feuerwerkskörpern und Böllern. Und jetzt nicht zwingend wegen der aktuell politischen und terroristischen Lage. Vielmehr, weil es einfach Kacke ist, wenn es geschätzt fünf Meter neben dir einen Knall gibt, dass dir alles vergeht. Aber Gottes Segen war bei mir wie ein Schirm oder eine Burg.

wienerderby_vorbereitung

Deeskalierend war es aber auch nicht, dass die Kiwara sich die gesamte zweite Hälfte aufwärmten für das, was dann vermutlich nach Spielende geschah. Was ich allerdings nicht mehr miterleben wollte. Nach dem Schlusspfiff ist mir das Ganze etwas zu steil geworden…

wienerderby_bastards

Hingegen hatte die Austria nur eine Aktion, die sie zum Lachen brachte. Der zwischenzeitliche Ausgleich. Slapstick vom Feinsten. Findest du bestimmt im Internet. Langer und hoher Pass Richtung Rapidtor. Der Ball hupft einmal auf. Der Goalie macht sich schon bereit den Ball abzufangen, als er merkt, dass er schon lange nicht mehr im Sechzehner steht. Versucht pseudomäßig den Ball köpfenderweise zu retten, jedoch im sicheren Wissen, dass er eh keine Chance hat, unversehrt aus der Nummer herauszukommen. Freudig einschiebend belohnte sich der Stürmer der Austrianer, der noch Minuten vorher den sterbenden Schwan mimte, nachdem eine Schwalbe keinen Erfolg nach sich zog.

wienerderby_endstand

Aber alles Blunzn. Rapid war eh super und demontierte die Austria völlig verdient. Und wie dem letzten Sprechgesang des Tages zu entnehmen war: „Die Austria is in Oarsch!“

 

 

Wie schön wäre Wien ohne Wiener –
So schön wia a schlafende Frau!
Der Stadtpark wär sicher viel grüner
Und die Donau wär endlich so blau!
Wie schön wäre Wien ohne Wiener –
Ein Gewinn für den Fremdenverkehr!
Die Autos ständen stumm –
Des Riesenrad fallat um
Und die lauschigen Gassen wär’n leer
In Grinzing endlich Ruh –
Und’s Burgtheater zu!
Es wär herrlich, wie schön Wien dann wär!

 

Schreiben schreibt man Derby, aber sagen sagt man Darbi…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.