Drogen Fettsack

Seit Sandhausen ist viel passiert, meist nichts Gutes. Budimir ist nicht mehr im Kader, wir spielen jetzt ohne Stürmer, aber das ist ja leider nur noch eine Randnotiz.

Denn bei Sechzig, so schlimm das Spiel auch war, bzw. nicht das Spiel, sondern die Chancenverwertung (u.a. Thy, Daube und, ähem, Budimir), also bei Sechzig: Dass man bei 17:3 Torschüssen mit 1:2 Toren verliert, das kann ja vorkommen, Sechzig konnte auf jeden Fall nichts dafür, dass sie dieses Spiel gewonnen haben, also bei Sechzig war das Allerschlimmste ja noch gar nicht einmal das Spiel respektive das Ergebnis, sondern die Rückfahrt, weil wir ausgerechnet den Waggon mit den Nazis aus Block 132 erwischt haben und ich noch nie so viel Unterirdisches, Abscheuliches, Menschenverachtendes auf einen Haufen gehört habe und gegen jegliche meiner Überzeugungen doch mein Maul hielt, weil ich Schiss hatte, ansonsten zu Klump gehauen zu werden. Nicht umsonst wurden wir freundlich darauf hingewiesen, dass in diesem Wagen keine Kameras installiert seien. (Ihm hier ging es ähnlich, währenddessen und hinterher, nur konnte er sich zeitnah dazu äußern, während mir das Schreiben für einige Wochen vollständig vergangen war).

Brechreiz

Und dann Hamburg mit dem Regenbogen zu Spielbeginn – langsam, nach Jahrzehnten zumeist trostlosen Fußballfandaseins, beginne ich zu begreifen, dass es keine guten Omen gibt und dass es auch nichts bringt, an jedem Spieltag seinen Tee aus ein und derselben Sankt-Pauli-Tasse zu trinken oder die Nymphe Calypso zu beschwören oder die Piratenunterhose zu tragen, die ich damals geschenkt bekam, als wir gerade wieder in die zweite Liga aufgestiegen waren.

Die Fahrt in den Norden per Bummelticket hingegen war ganz großartig. (Das relativiert dann auch die Trostlosigkeit, die ein Fanleben mit sich bringt, weil sie wirklich nur das Spiel selbst beschreibt, die Reise hingegen nur äußerst selten, außer man hat Pech wie bei 1860). Zum Beispiel Saalfeld – was für ein hingebungsvoll geführter Bahnhofskiosk! Welcher leider schließen muss, weil er der DB AG nicht steril und gesichtslos genug ist. Schöne neue Welt.

Saalfeld Liebe

Auch nach Köpenick drei Wochen später hatten wir eine schöne Anreise, zwei Stunden mit Schiff, Bier, Punkrock und Schlager. Prinzipiell ein großartiger Tag, jedoch getrübt vom Spielausgang, ich sage nur Maulwurfshügel, 89. Minute. (Mann des Tages in Berlin: Matze Hain, der nach Schlusspfiff einen völlig asozialen Unioner, der nichts besseres zu tun hatte, als vor unserem Block zu provozieren, im Stile eines Klasseringers zu Boden warf.)

Held

Vorgestern dann das 1:2 in Heidenheim. Erste Halbzeit gut, zweite Halbzeit schlecht – nach dem Spiel sah ich Schachten und Rzatkowski, immer noch in ihren Ersatzspielerleiberln, über den Platz schleichen und verstand die Welt noch weniger als sonst, und stellte mir die Frage, wie viel mehr ich auf den Trainer schimpfen würde, wenn es nicht gerade Ewald Lienen wäre, den ich halt einfach verdammt geil finde. Weil, wenn jemand überhaupt eine Idee haben, wie man eine gegnerische Abwehr knackt, und diese dann auch einigermaßen umsetzen könnte, dann ja wohl Rzatkowski und garantiert nicht Maier. Und offener als beim 0:1 wäre die rechte Abwehrseite auch mit Schachten nicht gewesen. Und dass Verhoek das Toreschießen (und den tiefen Teller) nicht erfunden hat, das kann selbst den geduldigsten Fan irgendwann zur Furie machen.

Herz Flutlicht

Und jetzt? Geht es mir eigentlich ganz gut. Ich habe irgendwie abgeschlossen und freue mich einfach nur auf das Ende dieser Saison. Och Gott, wird das schön, wenn es vorbei ist. So oder so.

Aber es sind ja auch noch fünf Tage bis zum nächsten Spiel. Ich befürchte, na ja, eigentlich weiß ich es: Am Sonntag werde ich mir wieder einen Tee kochen, ihn aus der einzigen Tasse trinken, aus der ich ihn an einem Spieltag trinken darf, damit zumindest ich mir nichts vorzuwerfen habe. Und ich werde gegen jede Vernunft die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben haben, dass sich alles doch noch zum Guten wendet.

 

 

Elf Wochen, zwei Tore, ein Unentschieden und ein Haufen Arschlöcher später
Markiert in:                         

6 Gedanken zu „Elf Wochen, zwei Tore, ein Unentschieden und ein Haufen Arschlöcher später

  • Fuck Nazis!!! Fuck AA!…und fuck nochmal, wieso schafft es dieser tsv mit seinen ‚gegen rechts-fans‘ nicht endlich dieses DRECKSPACK zu isolieren und aus den Stadien zu verbannen?!!!
    …und der ‚Rechts-Staat‘ kümmert sich natürlich einen Scheißdreck drum!!!
    EINFACH NUR BESCHÄMEND UND ZUM KOTZEN!!!!

  • Achso – und vielleicht könnte man sich mal ein Beispiel an Real Madrid nehmen, die ihren ultrarechte ‚Ultra Sud‘ – Mob einfach ausgesperrt hat, indem man die Jahreskarten gesperrt hat und einen Familienblock draus gemacht hat! I LIKE !!!!

  • und noch was zum Thema ‚Zivilcourage‘ gegen Nazis: entgegen des heuchlerischen Geschwätzes unserer Politiker, hat es unter Umständen dramatische, negative Folgen für den/diejenigen, welche den Mut aufbringen, sich diesen Vollidioten in den Weg zu stellen – wie schnell man dabei als linksradikal und/oder staatsgefährdend eingestuft wird, hab ich am eigenen Leib erfahren.
    Sich mit solch einem Mob zu konfrontieren heißt in der Konsequenz unter Umständen eben auch sich körperlich wehren zu müssen, also per Definition, Gewalt auszuüben – eigentlich im Sinne von Notwehr, aber jeder Staatsanwalt würde dies als Straftat auslegen (gängige Praxis der Justiz / Polizei).
    Meiner Meinung nach ist es von staatlicher Seite überhaupt nicht gewollt couragiert aufzutreten – dagegen ist wegsehen, Maul halten und opportun sein weitaus beliebter….
    Ich erinnere mich an einen Sonntag Vormittag in der Münchner U-Bahn: Da saß ich auf dem Weg zur Arbeit einem glatzköpfigen Arschloch gegenüber, der auf seiner Jacke einen dieser unsäglichen Aufnäher trug ‚Ich bin Stolz ein D…….. zu sein‘. Mir kam das Frühstück wieder hoch und ich konnte nicht anders als mich neben ihn zu setzen und ihm zu flüstern, daß es gesünder für ihn wäre an der nächsten Haltestelle auszusteigen, weil ich überhaupt keinen Bock hätte mit Nazi-Dreck U-Bahn zu fahren… Er hat´s begriffen und ist ausgestiegen.
    Was aber wäre passiert, wenn der mich wieder erkennt – und dann nicht allein ist….
    Es gibt nämlich auch überhaupt keinen Schutz für couragierte Menschen, weder von staatlicher noch von gesellschaftlicher Seite.
    Das letzte Mittel wäre eine angemessene Bewaffnung – aber wo sind wir und wo soll das bitte noch hinführen?!
    ICH KÖNNTE KOTZEN!!!

  • last but not least:
    auch der groooooße ‚mia san mia‘ – Club von der Säbener Straße hat unter seiner Anhängerschaft ein nicht unerhebliches Potential an faschistischer, rassistischer und volksverhetzender Brut – nur dort überzieht noch der Putz der schönen, erfolgreichen, weltoffenen Pseudofassade die hässliche Fratze darunter – Schickeria hin oder her.
    Ganz nach dem Motto: Wasser predigen und Wein saufen!

Schreibe einen Kommentar zu rickruck Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.