Burnley FC – Liverpool FC 0:1
Burnley, Turf Moor, 26. Dezember 2014
Zuschauer: 21.335

Was ich schon immer einmal machen wollte: An Boxing Day ein englisches Ligaspiel besuchen. Ich habe mir das ungefähr so vorgestellt: Es ist kalt und etwas windig, Nieselregen kommt mal von oben und mal von der Seite. Den Leuten ist das egal. Die ganze Stadt ist auf den Beinen, es herrscht eine feierliche Stimmung, schon gegen Mittag sind die Pubs gut gefüllt. Man trinkt gegen die weihnachtliche Behäbigkeit an, gegen das Völlegefühl, gegen die Erinnerung an die Verwandtenbesuche am Tag zuvor. Heute hat man seine andere, vielleicht seine wahre Familie um sich, die Leute, mit denen man schon seit Jahren und Jahrzehnten zum Fußball geht. An Boxing Day kommen sie alle. Das Stadion sieht gut aus, es sieht so aus, wie ein englisches Stadion eben aussieht. Es ist voll und voller Hoffnung, dass sich die Dinge von nun an zum Guten wenden. Es ist alles ganz furchtbar romantisch.

Dieses Bild trage ich in mir, seit ich mich für englischen Fußball zu begeistern begann. Ich wusste, eines Tages musste ich es mit eigenen Augen sehen. Doch jedes Weihnachten stand dem Vorhaben irgendetwas im Weg – Arbeit, Familie, Trägheit, fehlendes Geld oder fehlende Mitstreiter oder beides, und vielleicht auch die Angst vor einer Enttäuschung. Dann kam die Zeit, in der der englische Fußball (und somit auch die Vorstellung vom Boxing Day) in meiner Gedankenwelt einiges an Attraktivität einbüßte, in der ich dachte, es gäbe nun tatsächlich Besseres zu tun. Und dann trat der toolmaker auf den Plan, und mit ihm und seinen Erzählungen über diese kleine Stadt mit dem seltsamen Namen irgendwo nördlich von Manchester kehrte nach und nach meine Schwärmerei für England zurück.

Am Abend des 25. Dezember 2014 fuhren wir in Burnley, Lancashire, ein. Noch 19 Stunden bis zum Spiel, noch 19 Stunden bis Fußball am Boxing Day. Es würde gut werden, das wusste ich.

Der 26. war kalt, der Wind wehte leicht, später gesellte sich dazu noch etwas zwischen Niesel- und echtem Regen, der meist von oben, manchmal aber auch von der Seite kam. Den Leuten war das egal. Die ganze Stadt war auf den Beinen, es herrschte eine feierliche Stimmung, schon gegen Mittag waren die Pubs gut gefüllt. Man trank gegen die weihnachtliche Behäbigkeit an, gegen das Völlegefühl, gegen die Erinnerung an die Verwandtenbesuche am Tag zuvor. An diesem Tag hatte man seine wahre Familie um sich, die Leute, mit denen man schon seit Jahren und Jahrzehnten zum Fußball geht. An Boxing Day kommen sie alle. Und das Stadion? Das Stadion sah gut aus, es sah so aus, wie ein englisches Stadion auszusehen hat. Es war voll und es war voller Hoffnung, dass sich von nun an alles zum Guten wendet. Es war so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Vorfreude zu empfinden kann gefährlich sein. Doch wenn Bilder, die man seit Jahrzehnten im Kopf hat, wenn Erwartungen von Atmosphäre, von einer speziellen Art, ein Fußballspiel zu verfolgen, von einem speziellem Verständnis von Fairness – auch der Auswärtsblock applaudierte für den verunglückten Ex-Kapitän der Clarets – und von einem speziell englischen Spiel- und Spielleitungsstil – ganze fünf geahndete Fouls pro Team in den gesamten 90 Minuten – dem Vergleich mit der Realität standhalten, dann ist das das Schönste auf der ganzen Welt. Außer zuhause zu sitzen und solche Sätze zu verfassen.

         

   

      

        

     

      

  

 

 

Boxing Day
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