Hein

DSC Arminia Bielefeld – FC St. Pauli 2:2
Bielefelder Alm, 9. Februar 2014
Zuschauer: 23.828

Panorama

Bielefeld stand schon lange auf der Agenda. Eine mythenumrankte Stadt mit einem Stadion, dessen Name untrennbar mit meinen Samstagnachmittagen der frühen 80er Jahre verbunden ist – ‚Heute im Stadion‘, Badewanne und Bielefelder Alm. Die Realität hat mir am Wochenende dann natürlich einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn die Alm hat wenig Besonderes an sich, und auf einem Hügel liegt sie schon gleich zweimal nicht. Der Gästeblock ist tief in eine Ecke jenseits der Seitenauslinie gezwängt; wo das Tor steht, lässt sich von oben nur erahnen, jedoch hat man prächtigen Blick auf die neue Gegengerade, die dem Verein fast das Genick gebrochen hätte. Damit das jetzt nicht zu negativ klingt: Die Alm liegt inmitten eines Wohngebiets, auf der Seite des Gästeeingangs befinden sich Schrebergärten und eine Einkehrmöglichkeit, ja, und die Wellblechoptik des Stadions hat es mir sofort angetan. Nur schade, dass der Grandplatz vor dem Eingangsbereich nicht mehr für Fußballspiele genutzt werden kann, denn die (bisher provisorischen) Trenngitter sind ab sofort fest im Boden verankert – Dynamo Dresden ist überall und scheinbar sind auch alle Dynamo Dresden und deshalb wurde der BSV West nach 60 Jahren seiner Spielstätte beraubt.

WellblechAufganghoch obenLetzte Reihe

Und nun: Zum Sport.
Erstes Spiel nach der Winterpause, dementsprechend war die Stimmung im Block: Endlich wieder Fußball! Und auch die Profis auf dem Feld schienen richtig Lust aufs Kicken zu haben, von der ersten Minute an ging es hin und her. Nach knapp zehn Minuten hatte die Arminia bereits einen Elfmeter verschossen, St. Pauli schon eine gute Chance durch Schachten und eine gelbe Karte für Rzatkowski zu verzeichnen. Die Partie blieb rasant mit leichten Vorteilen für den magischen FC; nach einer halben Stunde machte der starke Thy das 1:0, der starke Nöthe erhöhte 30 Minuten später. Was dann kam, kennen wir zur Genüge: Souverän einen solchen Vorsprung über die Zeit zu bringen ist eben nicht unser Ding. So fiel der Anschlusstreffer der Bielefelder nach 70 Minuten (wie so oft: Ein Jokertor) und dann, als das Spiel eigentlich schon vorbei war, nach einem Katastrophenpass des ansonsten überzeugenden Neuzugangs Tom Trybull, der Ausgleich in der 92. Nächstes Jokertor und einfach nur niederschmetternd. Das nächste Mal: Einen Eckball in der Nachspielzeit nicht blöd in die Mitte treten, sondern zwei Spieler um die Fahne herum platzieren, den Ball halten, ein Foul provozieren und fertig ist die Laube.

Nach dem Ausgleich haben sie dann getobt, die Bielefelder. Und der Stadionsprecher hat gebrüllt. Und die Tormusik hat gewumst. St. Pauli: Null! Freude über den Erfolg des eigenen Vereins ist in deutschen Stadien so oft mit Häme für den „Gast“ verbunden. Häme – ein besonders unangenehmer, jedoch anscheinend völlig normaler menschlicher Zug, aber nichts, was man einem Gast entgegenbringt, wenn man ihn als solchen behandeln will. Dass das am Millerntor vom Verein anders vorgelebt (und diese Kultur von den Fans in großen Teilen mitgetragen) wird, finde ich schön und wichtig und unbedingt erhaltenswert – Fairness und Niveau sind doch großartige Distinktionsmerkmale für einen Verein und seine Fanszene! Vor diesem Hintergrund halte ich eine positive, originelle Supportkultur für wesentlich und gerade deshalb ist ein derart massiver Anti-Support wie in Bielefeld – der sich ja auch nicht gegen eine bestimmte Gruppe gegnerischer Fans richtete, sondern ganz allgemein gegen die „Ostwestfalenhurensöhneidioten“ und „Scheiß Arminia Bielefeld“ und natürlich gegen den HSV, der ja auch Scheiße ist und noch dazu freundschaftliche Beziehungen zu einem Teil der Bielefelder Anhänger unterhält – völlig deplatziert und höchst ärgerlich. Wollen wir so werden wie alle anderen? Ich jedenfalls nicht. Und dem Urteil der Kurve zur Choreo der Bielefelder („Das sieht scheiße aus!“) kann ich mich ebenfalls nicht anschließen.

Choreo IChoreo II

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alteheide

Bie-le-feld
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