Heute: Zum Frühschoppen nach Ottensen oder mit Wind gewinnt

Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder, um über ein Geschehen aus meiner Lieblingsoberliga, der Oberliga Hamburg zu berichten. Nein, Altona ist diesmal nicht von der Partie, die spielen inzwischen eine Klasse höher, aber ein sehr beliebter Stadtteil von Altona: Mein Weg führte mich morgens um 10:00 nach der Umstellung auf die Winterzeit nach Ottensen zum seit 1905 an gleicher Stelle beheimateten Teutonia 05. Laut Homepage spielt der Club auf der zweitältesten Fußballanlage der Stadt, was man 2017 nicht mehr erkennt. Denn seit zwei Jahren haben die Teutonen einen gepflegten Kunstrasenplatz von der Stadt gestellt bekommen. Kein Wunder, müssen sich doch 35(!) Mannschaften diesen einen Platz zum Trainieren und zum Spielen teilen, was einer logistischen Meisterleistung gleichkommt. Neben der Tradition ist es vor allem die Integration, die diesen Verein so interessant und beliebt macht. Dafür wurde er auch 2009 mit dem Integrationspreis der Stadt ausgezeichnet. Und noch eins: Laut eigener Aussage erhält man hier die beste Currywurst der Stadt, auch morgens um 10:45. 

Zum Spiel: Vor einer überschaubaren Kulisse traf Teutonia auf den letztjährigen Vizemeister aus Buchholz, der in dieser Runde momentan Platz 16 einnimmt und damit Außenseiter war gegen die bisher sechsmal zuhause siegreichen schwarz-weiß gekleideten Ottensener.

Nach dem nächtlichen Herbststurm mit bis zu 120km/h war es natürlich eine entscheidende Frage, ob man gegen oder mit Wind spielt, der immer noch mit Böen aufkam. Hohe Bälle wurden meist vom Winde verweht, so versuchte Teutonia, mit schnellem Flachpassspiel in den Strafraum des Gegners zu gelangen. Buchholz hielt tapfer und geschickt dagegen und kam durch Weitschüsse zu Chancen. Ansonsten stand die Abwehr um Kapitän Seymus Atug, einem alten Bekannten von Serienmeister Dassendorf. Gemeinsam mit Veli Suleimani und Mittelstürmer Aytac Erman die Aktivposten bei Ottensen. (Wie gesagt: Integration!!).

Doch kurz vor der Pause konnte Buchholz überraschend das 1:0 markieren. Nach guter Vorarbeit und Hereingabe von rechts brauchte Mittelstürmer Florian Kühn nur noch einzuschieben.

         

In der zweiten Halbzeit tat sich Teutonia schwer, gegen den Wind zu spielen, und blieb vielfach an der vielbeinigen Abwehr der Gäste aus der Nordheide hängen. Flanken und Eckbälle waren zu unkontrolliert und so konnte Buchholz sich immer wieder frei spielen und mit Rückenwind gefährliche Angriffe vortragen. Plötzlich das vermeintliche 1:1, doch der Schiri gab wegen angeblichen Foulspiels gegen den Keeper den verdienten Ausgleich nicht (Videobeweis lag nicht vor). Und im Gegenzug konnte Buchholz auf 2:0 erhöhen, nachdem Teutonia Probleme hatte, den Ball hinten weg zu bekommen. Die Vorentscheidung? Wer weiß, ob es nicht nochmal spannend geworden wäre, hätte Andre Müller für die Gastgeber vom Elfmeterpunkt getroffen (klares Foul ohne Videobeweis zu erkennen). Kurios oder irritierend?: Vor der Ausführung rollte der Ball zweimal vom Wind geschoben vom Punkt weg. Wer weiß, wer weiß?

Mit dem Schlusspfiff fiel sogar das 0:3, den sympathisch auftretenden Buchholzern mit ihrer freundlichen kleinen Fangemeinde (viele Frauen!) sei es gönnt. Vielleicht lag es aber auch an der großen Verbundenheit des Teutonen-Trainers Titze, der 24 Jahre lang für Buchholz spielte. Teutonia tut‘s nicht weh, spielen sie doch eine tolle Saison bisher und außerdem stehen sie ja für andere Werte: Tradition und Integration.

         

In drei Wochen gibt der zweite “Vicky“ Victoria hier an der Kreuzkirche seine Visitenkarte ab.

Platz eins ist eh schon an den Serienmeister Dassendorf aus dem Sachsenwald vergeben, der aber kurioserweise nie aufsteigen will…

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Anm. d. Red.:

Kurios.
Titanös.

 

Aus der Serie: Der Titan berichtet aus der Oberliga
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